kurzkritik: „soap“ im musical theater bremen: Rasante Pop-Show
Ab in die Wanne mit dem Varieté. Damit ist „Soap“ die Speerspitze der Schöner-Wohnen-Avantgarde. Hat sie doch bereits ihre Küchen zu Repräsentationsräumen aufgechromt – und befreit jetzt die Bäder vom funktionalen Weißkachelcharme, vereint Hygiene- mit Stilbewusstsein in Wellness-Schausälen. Man lädt zum Baden ein. Wie einst im Mittelalter. Planschen verliert das Intime, Bergende, wird Anlass, sich selbst vorzuführen.
Sechs Wannen mit ohne Wasser als Zirkus-Bühnen. Dahingetobte Handstandvariationen am Beckenrand, prachtvolle Leiber wickeln sich am Duschvorhang hoch und runter oder zelebrieren wahnwitzige Verbiegungen, nackige Füße spielen ein Beziehungsdrama, eine Balljonglage groovt, dann schnell noch ein Wischmopp-Ballett, Reifenwirbelei um pfundige Körperformen, Toben an Ketten, bis im Bühnenregen Miss Wet Summerdress und Mr. Wet Silk-Shirt übereinanderpurzeln. Alles aufgehübscht von ariosen Gesten einer Opernsängerin. Tingeltangel-Gediegenheit wird in eine rasante Pop-Show übersetzt: mit Comedy-Pantomime statt clowneskem Humor, Seifenblasen-Wölkchen statt Poesie, Aerobic statt Erotik, „Stomp“- Wildheit statt Beseeltheit.
Die grazile Leichtigkeit der tänzerischen Artistik ist zwar von Staunen machender Exzellenz, verliert aber im viel zu großen Musical-Saal. Was wirklich über die Rampe kommt sind ein paar Wasserfontänen. Und ein ambitionierter Soundtrack. „Soap“ bietet theatrale Schaumschlägerei, saubere Unterhaltung. Schön anzusehen. Wie die Inszenierungen moderner Badezimmer. Jens Fischer
Bis 1. Juni im Musical Theater Bremen
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