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inselkollerDisney-Ersatztruppe

Neulich in einem Wirtshaus in Dublin: Am Nachbartisch sitzen Mark und Paul, zwei Engländer, im Fernseher läuft das Spiel Niederlande gegen Frankreich. „Die Frogs hätten wir auch geschlagen“, meint Mark. „Frogs“ – also Frösche – ist der englische Kosename für Franzosen. Paul stimmt ihm zu: „Ich war im Wembley-Stadion bei unserem Sieg gegen die USA, es war ein tolles Spiel.“ Angeblich waren beim Freundschaftsspiel im Mai 71.233 Zuschauer im Stadion. Diese Zahl schien einem Kommentator übertrieben: „Mindestens 25.000 von ihnen hatten sich als rote oder weiße Plastiksitze verkleidet“, höhnte er. John Terry erzielte das erste der beiden englischen Tore. Damit habe er die Schmach von Moskau getilgt, findet Mark. Dort hatte Terry nach guter englischer Tradition im Champions-League-Finale gegen Manchester United den entscheidenden Elfmeter versiebt, so dass sein Chelsea-Kollege Michael Ballack nach dem Spiel stundenlang weinte. „Die USA waren ja nicht irgendein Gegner“, meint Mark, „die haben ja immerhin die Polen 3:0 geschlagen.“ Aber die Polen seien bei der Europameisterschaft dabei – „im Gegensatz zu euch“, macht ein irischer Kneipengast dem englischen Größenwahn ein Ende. „Und die Amis sind gegen euch mit einer Walt-Disney-Ersatztruppe angetreten.“

RALF SOTSCHECK

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