heute in bremen: „Integration muss man leben“
In der CDU gründet sich ein Deutsch-Türkisches Forum
taz: Herr Yurtgüven, warum gründet sich das Deutsch-Türkische Forum erst jetzt?
Önder Yurtgüven, Integrationsbeauftragter der CDU Bremen: Weil ich zu viel zu tun hatte.
Und wenn Sie nicht können, gibt’s niemand anderes?
Ja, es ist leider so, dass viele türkischstämmige Bremer und Bremerinnen politikverdrossen sind, sich in ihren Parallelgesellschaften eingerichtet haben und den Deutschen misstrauen.
Nun hat die CDU und gerade die in Bremen den Leuten allen Grund dazu gegeben.
Das mag sein, aber wenn man genauer hinguckt, dann sind die anderen Parteien auch nicht besser. Da steht zwar viel Schönes auf dem Papier, aber die Vorbehalte gegenüber Ausländern gibt es dort auch.
Immerhin haben die Bremer SPD und Grünen Migranten so gute Listenplätze gegeben, dass sie jetzt im Parlament sind.
Darüber habe ich mich gefreut.
Aber die CDU hat Sie hängen lassen.
Das sehe ich nicht so. Alleine die Tatsache, dass ich aufgestellt wurde, als Arbeiter mit türkischen Wurzeln, ist für eine bürgerliche Partei geradezu revolutionär.
Teilen Sie eigentlich die Ansichten des Junge-Union-Chefs Denis Ugurcu zur Integrationspolitik?
Nein. Eine deutsche Staatsangehörigkeit sagt beispielsweise nichts darüber aus, wie jemand denkt. Und ich verstehe nicht, warum sich zwei Deutsche in der Türkei selbstverständlich auf Deutsch miteinander unterhalten und ich schief angeguckt werde, wenn ich mit einem Kollegen Türkisch spreche. Für mich geht es bei Integration weniger um Positionspapiere, sondern darum, sie zu leben, sich kennen zu lernen und auch die gegenseitigen Ängste zu akzeptieren.
Interview: Eiken Bruhn
Gründungsveranstaltung des Deutsch-Türkischen Forums in der CDU: 18.30, Hotel zu Post, Bahnhofsplatz
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