: Die Steppe singt
Das Schleswig-Holstein Musik Festival setzt auch dieses Jahr wieder auf eine Kombination aus schierer Größe und großen Namen. Daneben haben die Macher versucht, den Horizont über die Klassik hinaus zu erweitern
Über 150 Konzerte stehen auf dem Programm des diesjährigen Schleswig-Holstein Musik Festivals. Dazu kommen Musikwochenenden auf holsteinischen Herrensitzen, Kindermusikfeste und Sonderveranstaltungen an 47 Orten mit 86 Spielstätten. Der Schwerpunkt des diesjährigen Festivals ist Russland. Bereits im Juni eröffnete der russische Kultursommer, der landesweit zu Ausstellungen, Konzerten, Vorträgen und Workshops einlädt.
Stärker als je zuvor versucht das Festival, seinen Horizont über die klassische Musik hinaus zu erweitern. Neben der vorgeschalteten Reihe „Jazz Baltica“ gibt es Pop, russische Folklore und Musik aus der Zeit vor Peter dem Großen, der das Land westlichen Einflüssen öffnete. Stimmen der zentralasiatischen Steppe sind zu hören, altrussische Pilgergesänge, Balalaikamelodien, Brass aus St. Petersburg und russische Tänze bei der Datscha-Party. Die bekanntesten Orchester Russlands werden gastieren. Sowohl das Moskauer Bolschoi als auch das Petersburger Mariinsky-Theater kommen.
Das Schaffen Dmitri Schostakowitschs werde sich wie ein roter Faden durch sieben Festivalwochen ziehen, sagte Festival-Intendant Rolf Beck bei der Vorstellung des Programms. In „Anerkennung seiner herausragenden kulturellen Verdienste“ war Beck bei der Festivaleröffnung von Ministerpräsident Peter Harry Carstensen zum „Professor des Landes Schleswig-Holstein“ ernannt worden. Er sei „sehr stolz über diese Auszeichnung“, bedankte sich Beck.
Als zusätzliche Attraktion feiern mehrere weltbekannte Künstler ihren Abschied. Die neuseeländische Sängerin Kiri Te Kanawa gibt einen letzten Liederabend. Der Pianist Alfred Brendel will sich ebenfalls zurückziehen, er kommt mit Sohn Adrian, dem Cellisten.
Auch dieses Jahr bemüht sich das Festival wieder besonders um die Zielgruppe der Jugendlichen, die der klassischen Musik abhanden zu kommen droht. Als „Artist in Residence“ des Festivals wurde der österreichische Schlagzeuger Martin Grubinger verpflichtet, der nicht nur mit Kollegen auftritt, sondern auch mit Schülern, die er zuvor unterrichtet. Bei der Internationalen Orchesterakademie auf Schloss Salzau bei Kiel werden mehr als 100 junge Musiker aus aller Welt erwartet, die zwei Monate unter berühmten Dirigenten wie Christoph Eschenbach, Herbert Blomstedt und Heinrich Schiff arbeiten werden. Das von ihnen gestellte Festivalorchester geht im In- und Ausland auf Tournee. Meisterkurse an der Musikhochschule Lübeck geben die Sopranistin Anna Tomowa-Sintow, der Pianist Oleg Maisenberg, die Cellistin Natalia Gutman und die niederländische Star-Geigerin Isabelle van Keulen. Die Meisterkurse sind öffentlich, die Fortschritte der Teilnehmer können bei den Abschlusskonzerten überprüft werden. DPA
Schleswig-Holstein Musik Festival, bis 31. August. Weitere Informationen unter www.shmf.de, Karten unter ☎ 0431 – 57 04 70
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