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Neues Schulsystem nimmt Form an

Die konkreten Planungen für die neue Hamburger Schullandschaft beginnen. In Schulentwicklungskonferenzen sollen sich Schulleiter, Lehrer, Eltern und Schüler gemeinsam Standorte der Primar- und Stadtteilschulen überlegen

Demokratie macht Schule. Ab dem 22. September sollen zunächst Schulleiter, Elternvertreter, Schüler, Lehrkräfte und Bezirksabgesandte über die Hamburger Schulzukunft reden, bevor die Schulbehörde Entscheidungen vorbereitet. Auf 22 regionalen Schulentwicklungskonferenen (RSKs) sollen die Experten vor Ort sich Gedanken bis Mai 2009 über die künftigen Standorte der neuen Primar- und Stadtteilschulen sowie der Gymnasien machen. „Diese Vorschläge sind die Grundlage für den neuen Schulentwicklungsplan“, der ab Sommer 2010 die Hamburger Schullandschaft neu Gliedern wird, verspricht Bildungssenatorin Christa Goetsch (GAL).

Um die Mega-Reform lokal herunterzubrechen, hat die Behörde die Stadt in 22 an die Bezirks- und Stadtteilgrenzen angelehnte Regionen aufgeteilt, die zwischen neun und 28 Schulen umfassen. Geleitet werden die RSK-Sitzungen von je einem Schulaufsichtsbeamten und einem externen Moderatoren.

„Wir rechnen damit, dass es mal einmütige Vorschläge gibt, mal verschiedene Alternativen aufgezeigt werden oder Mehrheits- und Minderheitsvoten nebeneinander stehen“, formuliert Goetsch ihre Erwartungen an die Gremien. All diese Impulse will die Behörde anschließend bewerten und bis zum Herbst kommenden Jahres zu einem stadtweiten Schulstandortkonzept zusammenpuzzeln.

Während Goetsch dieser Vorgehensweise eine „hohe demokratische Legitimität“ zubilligt, zweifelt der SPD-Schulexperte Ties Rabe die juristische Grundlage der Schulentwicklungs-Konferenzen an. „Die Schulbehörde taktiert im rechtsfreien Raum. Sie will eine ernsthafte Beteiligung von Gremien aus Politik und Schule vermeiden“, befürchtet Rabe. Goetsch hingegen betont, da „an den Planungen Vertreter legitimierter Gremien wie der Elternräte beteiligt“ würden, wäre „eine Schulgesetznovelle für ein solches Verfahren nicht erforderlich.“

Goetsch betonte zudem, es gebe zum morgen beginnenden neuen Schuljahr deutliche Verbesserungen. Dazu zählten mehr als 100 neue Lehrerstellen, kleinere Grundschulklassen, vier neue Ganztagsschulen in Finkenwerder und Wilhelmsburg und das Ende der eigenständigen Hauptschule. 429 Lehrer seien bereits eingestellt worden, weitere 175 sollen zum 1. November folgen.

Die Schulbehörde will nach Angaben der Senatorin rund 270 Referendare übernehmen. Dafür liegen mehr als 2.100 Bewerbungen vor. „Die Hamburger Universität bildet weit über den Bedarf Lehrer aus. Hamburg ist gut abgesichert“, betont Christa Goetsch. Um dem Mangel an Fachlehrern für Naturwissenschaften und musische Fächer entgegenzutreten, werde sie in Abstimmung mit der Wissenschaftsbehörde gezielt in den Oberstufen für ein Lehramtsstudium in den betreffenden Fächern werben. Marco Carini

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