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Winterschlussverlauf

Mit dem Schnee ist es vorbei: Wärmeeinbruch nässt Norddeutschland unfreundlich durch und hinterlässt durchgerodelte Grasnarbe im Jenisch-Park. Gefahr eines neuen Elb-Hochwassers gebannt

dpa / lno / ots / taz ■ Nun ist er auch schon wieder vorbei, der Winter in Hamburg, und so richtig besser geworden ist es nicht. Mit jeder Menge Regen und frischem, an den Küsten starken und in Böen stürmischen Wind gab sich der in der Nacht zu gestern einsetzende Wärmeeinbruch über Norddeutschland äußerst unfreundlich. Vor allem aus der Sicht jener, die noch am Samstag genüsslich im Hamburger Süden auf Langlauf-Skiern unterwegs waren.

Dort hatte sich der vermutlich letzte Wintertag dieser Saison durchaus noch von einer erträglichen Seite gezeigt. Bei Temperaturen knapp unter null Grad tummelten sich Hunderte mit Schlitten oder Skiern in dem hügeligen Terrain auf der Fischbeker Heide und in den angrenzenden Harburger Bergen.

Doch schon der eher nasskalte Sonntag wies deutlich darauf hin, dass der Spass schnell vorüber sein würde. Der bis auf die Grasnarbe gepeinigte Rodelhügel im Jenisch-Park und das schmutzig-graue Treibeis auf der Elbe zeigten unübersehbare Verschleißerscheinungen.

Ärgerlich fand darüber hinaus Hamburgs Polizei, dass Hunderte von arg Leichtsinnigen sich am Wochenende auf die zugefrorene Alster wagen. Beamte von fünf Kommissariaten und Wasserschutzpolizei mussten zu insgesamt 47 Einsätzen ausrücken. Auch ein Hubschrauber war mehrfach unterwegs. Auf dem nicht mal acht Zentimeter dünnen Eis hätten die Leichtsinnigen alle Warnungen ignoriert. Eltern brachten sogar ihre Kleinkinder auf dem brüchigen Eis in Lebensgefahr, kritisierte die Polizei.

Ein frostbedingter Schienenbruch zwischen dem Hauptbahnhof und Altona hat am Montagmorgen den Zugverkehr behindert. Wie eine Bahnsprecherin mitteilte, mussten Züge von der Hansestadt in Richtung Norden wegen des Zwischenfalls am Bahnhof Sternschanze auf ein anderes Gleis ausweichen. Dadurch verspäteten sich die Züge um bis zu zehn Minuten. Anders als an den vergangenen Tagen gab es jedoch in Hamburg und Schleswig-Holstein keine durch Frost bedingten Behinderungen des Bahnverkehrs mehr.

Derweil scheint die Hochwassergefahr an der Elbe gebannt zu sein. Die Leiterin des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Lauenburg, Bettina Kalytta, sprach gestern von einer entspannten Lage. Der Pegel in Hohnstorf gegenüber Lauenburg zeigte am Nachmittag mit einem Wasserstand von 8,36 Metern nur etwa sechs Zentimeter mehr als 24 Stunden zuvor. Mit einem erwarteten Scheitelpunkt von rund 8,40 Metern ist an der Elbe im südöstlichen Schleswig-Holstein „alles im grünen Bereich“, meinte Kalytta. Beim Jahrhundert-Hochwasser im Sommer war der Pegelstand auf 8,70 Meter gestiegen, normal sind fünf Meter.

Auch flussaufwärts in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen bedroht die Elbe die Deiche nicht mehr. Im mecklenburgischen Dömitz und im niedersächsischen Hitzacker stagnierten die Pegelstände am gestrigen Nachmittag.

Die historische Altstadt von Hitzacker, die nicht durch Deiche gesichert ist, stand dennoch zu großen Teilen unter Wasser, größere Schäden wurden jedoch nicht gemeldet. Übers Wochenende hatten die BewohnerInnen mobile Sandbarrieren aufgestellt, die Schlimmeres zu verhindern halfen.

Im noch weiter östlich gelegenen Schnakenburg (Niedersachsen) ging der Wasserstand seit Montagmorgen sogar wieder leicht zurück. Die Gefahr sei vorüber, atmete Bernhard Schürmann vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft und Küstenschutz in Lüneburg gestern auf.

sven-michael veit

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