: Die Tonspur der Steine
Beim Transonic-Festival wird heute der Osten in den Westen gepackt. Um zu hören, wie viel Kraft da in der Ruhe liegen kann
Man muss doch den Dialog suchen? Muss man. Die offenen Tonfelder zwischen unterschiedlichen Musiktraditionen will man auch bei „Transonic“ erforschen, einem frischen Festival im Haus der Kulturen, und zum Auftakt am vergangenen Wochenende gab es gleich eine beeindruckende Lehreinheit. Das Elend und der Glanz solcher Gespräche: Denn zu Beginn war das Treffen von Liu Sola, der klassisch – auch klassisch chinesisch – ausgebildeten und mächtig Blues-infizierten Sängerin, mit chinesischen und US-amerikanischen Musikern halt nur ein weiteres Beispiel für die Konfitüre-Verfertigung „Fusion“. Ein argloses Plauderstündchen auf dem west-östlichen Diwan, bei dem man sich eigentlich nichts zu sagen traute. Konfliktvermeidung. Was dann im zweiten Teil plötzlich ungemein spannend wurde, als man gar nicht mehr unbedingt ins Gespräch kommen wollte und manchmal die eigenen Positionen einfach nebeneinander stellte. Weniger ergebnisorientiert. Mehr Grundlagen sortierend. Die heute bei Transonic in historisch-zeitgenössischer Perspektive sondiert werden, wenn man beim „East in the West“-Programm in die Metaebene der Kommunikation einsteigt. Dafür präsentiert das Ensemble L’Art Pour L’Art Kompositionen von Jô Kondô, der die Vorgaben der Minimal Music in japanischer Lesart ausdeutet. Konfrontiert mit einem Stück von John Cage (der wiederum gern den Zen-Buddhismus konsultierte): „Ryoanji“ – inspiriert von den Steingärten des Ryoanji-Klosters bei Kioto. Dazu noch eine Komposition von Isang Yun.
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