Hourvash Pourkian, Kulturmittlerin: Das Gesicht der Integration
An einem mangelt es Hourvash Pourkian definitiv nicht: Selbstbewusstsein. „Ich habe den Grundstein zur Hamburger Integrationspolitik gelegt“, sagt sie. Das scheint auch die CDU ähnlich zu sehen, die sie am vergangenen Freitag mit ihrem „Bürgerpreis“ ehrte.
In Teheran aufgewachsen, kam sie 17-jährig nach Hamburg, ohne auch nur ein Wort Deutsch zu sprechen. Nach dem Abitur begann die Selfmade-Frau Jeans und Sportklamotten zu verkaufen. So erfolgreich, dass sie Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust auffiel, der sie 2001 zu seiner gesellschaftspolitischen Beraterin machte und später in den Integrationsbeirat beorderte. Gemeinsam mit von Beust, so sagt Hourvash Pourkian nicht ohne Stolz, habe sie Moscheen besucht und Integrationspakete geschnürt.
Seit sie im zarten Alter von zwölf Jahren eine japanische Familie in Teheran besuchte und sich von dem unbekannten Essen und der Einrichtung faszinieren ließ, träumte Pourkian davon, Kulturen zusammenzubringen, die wenig voneinander wissen.
Gut 30 Jahre später kann sie mit ihrem gut laufenden Textilunternehmen im Rücken diesen Traum verwirklichen. Sie gründet 2003 die Initiative „Kulturbrücke e. V.“, die zwei Jahre später Kinder im Alter von 9 bis 14 Jahren auf eine viertägige „Weltreise“ durch Hamburger Familien mit Migrationshintergrund schickt. Die Kinder leben jeweils einen Tag in den Familien unterschiedlicher Herkunft. Das soll mit Vorurteilen gegenüber fremden Kulturen aufräumen – und führt mit Glück nebenbei zu neuen Freundschaften zwischen den Kindern.
Pourkian gibt sich gerne als erfolgreiche Powerfrau. Neben ihrer Tätigkeit als Unternehmerin und Integrationshelferin hat sie gemeinsam mit ihrem Vater das Buch „Macht macht müde Frauen munter“ geschrieben, in dem sie ihre Sicht der Frau der Zukunft porträtiert.
Sie selbst blickt – wen wundert’s – optimistisch in die Zukunft. Ihr Austauschprojekt werde bald in allen großen deutschen Städten angeboten. Langfristiges Ziel sei es, das Projekt in 50 weiteren Ländern einzurichten. ROBIN RIEPRICH
Fotohinweis:HOURVASH POURKIAN, 50, Unternehmerin und Mitglied des Hamburger Integrationsbeirats Foto: POURKIAN
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen