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La Françallemagne?

Erschöpfend berichteten französische Medien über Deutsch-Französisches – auf staatliche Initiative, aber ohne großen Elan. Ein Medienereignis eben

aus Paris DOROTHEA HAHN

„Dürfen Frauen mit kleinen Kindern in Deutschland tatsächlich nicht arbeiten?“, fragt die Pariser Bäckerin ihre deutsche Kundin. Es ist der 22. Januar. Der 40 Jahrestag des Élysée-Vertrages. In einer der vielen Radiosendungen über die amitié franco-allemande hat die Bäckerin erfahren, dass junge Mütter in Deutschland nach der Niederkunft beruflich aussteigen. Eine unvorstellbare Sache in Frankreich, wo junge Mütter meist schon nach drei Monaten an den Arbeitsplatz zurückkehren.

In den vergangenen Tagen ist eine mediale Lawine über Deutsch-Französisches über die Franzosen gerollt. Das muss vor allem als Erfolg der Medienarbeit von französischer Regierung und Staatspräsidium betrachtet werden. Sie haben die Medien Monaten auf den „wichtigen Tag“ hin gebrieft. Haben Essen und „Hintergrundgespräche“ organisiert sowie Journalisten aus Deutschland zu Informationsreisen geladen.

Kurz vor und während dem 22. Januar brachten das Fernsehen, die Radios, die Zeitungen dann die erwarteten Sonderberichte und -seiten. Bei großen nationalen Radiosendern wie „rfi“ und „France info“ dauerte das Deutsch-Französische bis zu 24 Stunden. Es begann mit Analysen von Politologen und anderen „Experten“, führte in den Morgenstunden zu Interviews von Politikern, darunter auch den wenigen französischsprachigen Bundestagsabgeordneten, dann zu Höreranrufen und -debatten und schließlich zu nicht enden wollenden Beiträgen über Deutschland.

Kritik wurde ausgespart

Dabei wurden einerseits die üblichen Erwartungen bedient – mit Berichten über Kriegsveteranen, über einstige französische Gefangene in Deutschland und deutsche in Frankreich sowie über die Aussöhnung zwischen alten Feinden. Doch die sporadisch auftauchenden deutschlandkritischen Debatten rundum Fragen („Muss man Angst vor Deutschland haben?“, „Ist das vereinte Deutschland noch an der Beziehung zu Frankreich interessiert?“, „Spaltet uns die Konkurrenz um die osteuropäischen Märkte?“) blieben bei den Jubelfeiern außen vor.

Statt dessen befassten sich die Medien mit dem gegenwärtigen Alltag in dem unbekannten Nachbarland. Französische Journalisten machten Großaufnahmen von gemischt nationalen Beziehungen, von divergierende Vorstellungen bei der Kindererziehung, von dem Mangel an Krippenplätzen, von der Angst vor der Arbeitslosigkeit und von dem geringen Interesse an der französischen Sprache. Auch der behördliche Hindernislauf von Deutschen, die in Frankreich leben, kam vor: der Aufwand mit den Aufenthaltsgenehmigungen, die im Freundesland nicht richtig funktionierenden Kranken- und Arbeitslosenversicherungen und die Probleme beim Rentenantritt.

Dass der kurzfristige Medienrummel viel an der Unkenntnis über die Nachbar ändern wird, ist fraglich. Am entscheidenden Jubeltag zeigte sich, dass selbst in den Redaktionen keine echte Leidenschaft aufkommen mochte. Zwar titelten viele mit dem 40. Jahrestag des Elysée-Vertrages. Doch ohne besonderen Elan. „Ein besonderer Tag“, schrieb der Figaro. „Eine Vernunftbeziehung“, Le Monde. Weiter ging Libération und schuf ein sprachlich vereinigtes Land: „Françallemagne“. Das Boulevardblatt Parisien benutzte in seinem Titel das Wort „Liebe“. Doch nur eine einzige Zeitung traute sich, deutsche Worte auf ihre Eins zu bringen: Libération, die einen Berliner Zeitungstitel im Faksimile reproduzierte.

Das Medienereignis mit Pflichtcharakter war schon am Abend des „historischen“ 22. Januar schon wieder vorbei. Da rutschten die Berichte von den Feierlichkeiten in Paris und Versailles an das hintere Ende der Nachrichten. Oder sie verschwanden ganz.

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