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Einfache Mittel, starke Wirkung

Reminiszenz an die Zeit, in der Anti-Kriegs-Filme noch etwas bewegen konnten: Die Metropolis-Filmreihe „USA im Krieg“, die, klug auf den Februar begrenzt, den voraussichtlich bilderlosen Irak-Kampfhandlungen zuvorkommen will

Mittel der amerikanischen Kriegsführung erschreckend deutlich gemacht

von ECKHARD HASCHEN

Ein aktuelleres Thema als „USA im Krieg“ ist für eine Filmreihe im Moment wohl kaum vorstellbar. Und es scheint – einer Fülle weiterer interessanter und wichtiger Filme zum Trotz – auch äußerst vorausschauend gewesen zu sein, sie auf den Februar zu begrenzen. Denn wenn es von Anfang März an wirklich zu den angedrohten Kriegshandlungen im Irak kommen sollte, dürfte wohl kaum jemand außer den Kriegsbildern in den Fernsehen noch welche im Kino sehen wollen. Auch, wenn in diesen dann, wie schon beim Golfkrieg, wieder nicht besonders viel zu sehen sein dürfte.

Dieses war bekanntlich beim Vietnam-Krieg, dem drei der vier jetzt zu zeigenden Filme gewidmet sind, noch ganz anders. Und so konnte ein Kritiker 1972 anlässlich des Dokumentarfilms Winter Soldier schreiben, dass es offensichtlich hoffnungslos sei, „über den Krieg in Vietnam noch irgend etwas sagen zu wollen, was nicht schon aufgrund von besseren, genaueren und authentischeren Informationen gesagt worden wäre.“

Aber unabhängig davon, ob man in jener Zeit schon ferngesehen hat oder nicht – die bei einer 1971 in Detroit abgehaltenen öffentlichen Untersuchung über Kriegsverbrechen aufgenommenen Zeugenaussagen von 125 ehemaligen Sodaten machen den Einsatz aller Mittel in der amerikanischen Kriegsführung auf erschreckende Weise deutlich. Die 96 Minuten von Winter Soldier sind der Extrakt aus insgesamt 36 Stunden vom fünfzehnköpfigen Winterfilm-Kollektiv in Schwarz-Weiß aufgenommenem Material. So bescheiden seine Mittel auch sind, ist seine Wirkung doch sehr nachhaltig.

Ebenfalls ein Dokumentarfilm über den Vietnam-Krieg, aber von ganz anderer Art, ist Emile de Antonios drei Jahre zuvor entstandener In The Year of the Pig, ein Kompilationsfilm über vierzig Jahre vietnamesischer Geschichte, der die Spanne vom französischen Kolonialismus bis zum Höhepunkt des Vietnam-Krieges umfasst. Bestehend aus Archivaufnahmen, Interviews mit Politikern, Journalisten und Kriegsteilnehmern sowie Spielfilmsequenzen, versteht er sich als eine Art praktischer Medienkritik. Besonders das amerikanische Fernsehmaterial enthüllt auf der Kinoleinwand seine Widersprüche. Denn so gut, wie man zuerst meinte, haben die Fernsehsender, der Bilderflut zum Trotz, den Krieg wohl doch nicht aufgearbeitet.

Was die so vielen Kriegsfilmen eigene absichtliche oder unabsichtliche propagandistische Wirkung angeht, gehören die beiden Spielfilme der Reihe wohl zu den unbedenklichsten in der Filmgeschichte. In der neuen, vor zwei Jahren um 49 Minuten verlängerten Version von Apocalypse Now Redux blickt Francis Ford Coppola mehr noch als in der 1979 aufgeführten Fassung des Streifens in die Abgründe der amerikanischen Seele.

An Intensität steht dem übrigens Terrence Malicks The Thin Red Line (Der schmale Grat), der Kampfhandlungen auf einer Pazifikinsel im Jahr 1943 einer poetischen Beschwörung eines Lebens in unberührter Natur gegenüberstellt, in nichts nach.

Der schmale Grat: morgen, 21.15 Uhr, So, 2.2. + Di, 4.2., 19 Uhr; Apocalypse Now Redux: 15., 16. + 19.2., 19 Uhr; In the Year of the Pig: 21. + 24.2., 19 Uhr; Winter Soldier: 26.2., 19 Uhr + 28.2., 19.30 Uhr, Metropolis

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