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Kosmonauten können kaum helfen

Russland stoppt lukrative Flüge, um nach dem Ausfall der Shuttles der Internationalen Raumstation samt ihrer Besatzung zu helfen. Doch die Raketen haben nicht genug Kapazität, um die Gleiter der USA zu ersetzen. Zukunft der Station unklar

aus Moskau KLAUS-HELGE DONATH

Vor vierzig Jahren drohte der Generalsekretär der KPdSU Nikita Chruschtschow den Amerikanern, die USA ökonomisch zu überholen und Raketensysteme „en masse wie Würstchen“ zu produzieren. Daraus wurde bekanntlich nichts, denn die sowjetische Planwirtschaft scheiterte vor allem an den Würstchen.

Nach dem Unfall der Columbia und dem Stopp der Shuttle-Flüge auf unbestimmte Zeit wird nun spekuliert, ob die russische Raumfahrt in die Bresche springen könnte. Die Bereitschaft ist dazu in Moskau durchaus vorhanden. Als Akt guten Willens hat die russische Raumfahrtbehörde die lukrativen Ausflüge ins All auf unbegrenzte Zeit verschoben: Reiche Westler zahlten je 20 Millionen Dollar für eine Mitfluggelegenheit.

Solange die amerikanische Shuttle-Flotte am Boden bleibt, können Menschen die Internationale Raumstation (ISS) nur mit russischen Sojus-TMA Kapseln erreichen. Davon stehen in diesem Jahr indes nur zwei zur Verfügung. Das Gleiche gilt für die unbemannten Frachter des Typs Progress, die die Raumstation mit Nachschub versorgen und so auf der Umlaufbahn halten. Der Bau einer Sojus-Kapsel dauert zwei, der eines Progress-Frachters anderthalb Jahre. Die Produktion lässt sich nach Aussagen der Hersteller, Energia und TsSKB-Progress, aus Sicherheitsgründen kaum verkürzen. Der Einsatz der Progress kann den Ausfall eines Shuttles sowieso nicht wettmachen. Ein Shuttle transportiert 100 Tonnen Fracht ins All, ein russischer Frachter hingegen nur 2,5.

„Kritisch ist es mit dem Wasser“, sagte Juri Semjonow, Vorsitzender des Progress-Herstellers am Dienstag. „Bislang haben die amerikanischen Raumfähren eine Menge Wasser geliefert.“ Im Orbit sind ein Russe und zwei US-Amerikaner. Sie können nun statt wie geplant im März frühestens im Mai zur Erde zurück.

Sollten die europäischen Partner der Nasa ihre Leute trotz allem auf die ISS schicken wollen, sind auch sie auf die Sojus TMA als Weltraumtaxi angewiesen und müssten für die Finanzierung aufkommen. Eine Sojus-Kapsel kostet 12 Millionen Dollar, ein Progress-Frachter 6,1 Millionen US Dollar. Ihre Trägerraketen, die sie in die Umlaufbahn bringen, kosten rund 16 Millionen Dollar. Lächerliche Beträge im Vergleich zu US-amerikanischen Herstellungskosten. Für die russische Raumfahrtbehörde Rosaviakosmos, aus deren Finanzierung sich der Staat weitgehend zurückgezogen hat, dennoch eine stattliche Summe.

Russland wird in diesem Jahr für die Raumfahrt umgerechnet 265 Millionen US Dollar ausgeben, das Budget der Nasa sieht demgegenüber Aufwendungen von 15 Milliarden Dollar vor.

Auch über zehn Jahre nach Ende des Kalten Krieges und trotz engerer Kooperation im Rahmen der Antiterrorallianz sind die Beziehungen zwischen Washington und Moskau noch nicht frei von Hindernissen. Die Nasa kann nicht einfach Raumfahrttechnik in Moskau bestellen, nicht einmal für die ISS. Die Aufträge müssen vom Präsidenten gegenüber dem Kongress durch eine Unbedenklichkeitsbescheinigung abgesegnet werden.

Noch sind sich die 16 Staaten, die an der ISS beteiligt sind, nicht einig über die Zukunft der Raumstation. Einige fordern, die Station bis auf weiteres einzumotten. Vor allem Wissenschaftler in aller Welt sind von Befürwortern zu Kritikern der Station geworden: Obwohl die Kosten von ursprünglich 8 auf derzeit 35 und letztendlich wohl eher 100 Milliarden Dollar emporgeschossen sind, glaubt kaum noch jemand an den wissenschaftlichen Nutzen des Mammutprojekts.

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