piwik no script img

SchauspielDie bitteren Tränen der Petra v. Kant

Dass Marlene, die stumme Dienerin der erfolgreichen Modedesignerin Petra von Kant von einem Mann gespielt wird, ist das eigentlich einzige, was etwas irritiert in dieser Inszenierung. Ist es, weil es Fassbinder darin gar nicht um „das Weibliche an sich“ geht, sondern ganz allgemein um das Elend der Beziehungen zwischen Insassen der bürgerlichen Gesellschaft mit all ihren Berechnungen geht? Oder weil der Mann heute der „nigger of the world“ ist?

Davon abgesehen ist der jungen regisseurin Mirja Biel hier ein mitreißender Abend gelungen. Statt der strengen Fassbinder-Variante arbeitet sie durchaus mit Mitteln des Pop, wie dem pointierten Einsatz der Musik von „DAF“ („Alle gegen alle“) über die „Einstürzenden Neubauten“ - „Seele brennt“) bis zu „I Wanna Be Your Dog“ von den „Stooges“, bei dem sich Marlene (Christoph Rinke, immer wieder beeindruckend in abgründigen Rollen) in Agonie windet. Es gibt auch durchaus komische Passagen wie das Besäufnis Petra von Kants (grandios die geistige Verwahrlosung ihrer Figur verkörpernd: Irene Kleinschmidt), bei dem ihr Hochdeutsch allmählich einem verwaschenen Berlinern weicht, während sie hinreißend mit ihren Getränken parliert.

Und auch die übrigen Schauspieler überzeugen: Johanna Geißler (als Petras Geliebte Karin und Petras Tochter Gabi) sowie Carla Becker als Mutter. Unbedingt empfehlenswert - sofern man keine Probleme mit Stroboskoplicht hat. ASL

Samstag, 20.30 Uhr, Brauhauskeller

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen