Schauspiel: Die bitteren Tränen der Petra v. Kant
Dass Marlene, die stumme Dienerin der erfolgreichen Modedesignerin Petra von Kant von einem Mann gespielt wird, ist das eigentlich einzige, was etwas irritiert in dieser Inszenierung. Ist es, weil es Fassbinder darin gar nicht um „das Weibliche an sich“ geht, sondern ganz allgemein um das Elend der Beziehungen zwischen Insassen der bürgerlichen Gesellschaft mit all ihren Berechnungen geht? Oder weil der Mann heute der „nigger of the world“ ist?
Davon abgesehen ist der jungen regisseurin Mirja Biel hier ein mitreißender Abend gelungen. Statt der strengen Fassbinder-Variante arbeitet sie durchaus mit Mitteln des Pop, wie dem pointierten Einsatz der Musik von „DAF“ („Alle gegen alle“) über die „Einstürzenden Neubauten“ - „Seele brennt“) bis zu „I Wanna Be Your Dog“ von den „Stooges“, bei dem sich Marlene (Christoph Rinke, immer wieder beeindruckend in abgründigen Rollen) in Agonie windet. Es gibt auch durchaus komische Passagen wie das Besäufnis Petra von Kants (grandios die geistige Verwahrlosung ihrer Figur verkörpernd: Irene Kleinschmidt), bei dem ihr Hochdeutsch allmählich einem verwaschenen Berlinern weicht, während sie hinreißend mit ihren Getränken parliert.
Und auch die übrigen Schauspieler überzeugen: Johanna Geißler (als Petras Geliebte Karin und Petras Tochter Gabi) sowie Carla Becker als Mutter. Unbedingt empfehlenswert - sofern man keine Probleme mit Stroboskoplicht hat. ASL
Samstag, 20.30 Uhr, Brauhauskeller
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