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Raumfahrt und Luftfahrt auf Talfahrt

Passagierzahlen sinken, Abbau von 4.000 Stellen befürchtet. Branche fordert mehr Geld für Raumfahrt

BERLIN taz ■ 11. September und kein Ende – die Nachwirkungen der Terroranschläge machen der deutschen Luftfahrt noch immer schwer zu schaffen. Deutsche Flughäfen verzeichneten laut Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr zwar steigende Luftfrachtmengen (+ 4,5 Prozent), aber einen weiteren Passagierrückgang. Rund 114 Millionen Fluggäste und damit 3,2 Prozent weniger als im Vorjahr starteten und landeten in Deutschland.

Pessimistisch zeigte sich auch der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), der gestern in Berlin seine Geschäftszahlen vorlegte. BDLI-Präsident Rainer Hertrich sagte, dass in diesem Jahr bis zu 4.000 der insgesamt knapp 70.000 Arbeitsplätze in der Branche gefährdet seien. Eine Erholung sieht Hertrich erst im Jahre 2005.

Die zivile Luftfahrt, die zwei Drittel des Branchenumsatzes ausmacht, habe im letzten Jahr „besonders gelitten“, so BDLI- Präsidialgeschäftsführer Hans- Joachim Gante. So konnten im Vergleich zu 325 Airbus-Flugzeugen 2001 nur 303 Flugzeuge ausgeliefert werden. Die Pleiten von Cargolifter und Fairchild-Dornier kosteten 1.750 Angestellte ihren Arbeitsplatz.

Über eine stabilere Lage freuten sich die Branchenvertreter dagegen im militärischen Bereich. Gante: „Im vergangenen Jahr hätten wir ohne den ‚Eurofighter‘ und den ‚Tiger‘ dramatische Folgen bei unseren Mittelständlern erleben müssen.“ Abgesehen davon hagelte es Politikerschelte. Hertrich forderte, angesichts der neuen Bedrohungen müssten die Ausgaben für Personal und Standorte herunter- und für Beschaffung neuer Technologien heraufgefahren werden.

Auch die Bundesmittel für das nationale Raumfahrtprogramm dürften nicht, wie geplant, von 157 auf 118 Millionen Euro gesenkt werden. Der Absturz der US-Raumfähre „Columbia“ Anfang des Monats werde sich langfristig nicht negativ auswirken, „wenn in den nächsten sechs Monaten die Ursache geklärt und die Flüge wieder aufgenommen werden“, so Hertrich. Eventuell kann der BDLI frohlocken: Laut Tagesspiegel will der Haushaltsausschuss des Bundestages im Etat für 2003 nun doch mehr als 118 Millionen Euro für das Programm bereitstellen.

Bezüglich des umstrittenen Militärtransporters A400M erwartet Hertrich, dass „Vertrags- und Parlamentsentscheidungen zügig vorangehen“. Der A400M und das Großraumflugzeug A380 seien schließlich „die wichtigsten Zukunftsprojekte der Luft- und Raumfahrt“. Hergestellt werden beide von der European Aeronautic Defence and Space Company (EADS), der Hertrich vorsteht. Deutschland hatte kürzlich seine Bestellung des A400M von 73 auf 60 Maschinen korrigiert.

Als direkten Kriegsgewinnler sieht sich Hertrich nicht: „Im Falle eines Angriffs auf den Irak kann ich kurzfristig keine neuen Aufträge sehen. Die Erfahrung zeigt aber, dass nach allen Krisen eine strategische Rückschau betrieben wird, die möglicherweise in neue Bestellungen münden wird.“ ANETT KELLER

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