alle für den frieden (9): Webdesigner im Pixelkrieg
Digitale Protest-Endlosschleife
91 Prozent der Deutschen sind gegen einen neuen Krieg am Golf. Die ganze Nation eine Friedensbewegung? Die taz stellt täglich vor, wer sich so rührt.
Bombenfeuer, Exekutionen, Blutspuren: Der Krieg hat bereits begonnen – digital. Im Internet haben sich Webkünstler seit Dezember zum animierten Gegenangriff formiert und Arbeiten erstellt, die das Schreckensszenario des Terrors über die Bildschirme schicken. 95 Webartisten aus aller Welt haben das Netzwerk „wartime“ gegen den Krieg geknüpft (www .offline.area3.net/wartime).
Fast täglich kommen neue Computerfreaks hinzu, die ihre Kunst zum Kriegsprotest verarbeiten und in der Netzgalerie ausstellen. Eine 33-jährige Berlinerin ist auch dabei: Irene Marx hat ihr Büro in Prenzlauer Berg. Dort erstellt sie Internetauftritte, vor allem für Undergroundprojekte, aber auch für die Berliner Galerie Ngano. Marx lässt mit elektronisch entfremdeten Bildern des Kriegsfotografen James Nachtwey den Zweiten Weltkrieg, den Konflikt um das Kosovo und den Krieg in Tschechenien wieder aufleben. Untermalt mit Kalaschnikowgeknatter, zeigen ihre Bilder in bluttriefendem Rot und Graustufen sieben aufeinander aufbauende Stadien des Krieges. Fast zu entfremdet, um Angst zu machen, blitzen die Bilder nacheinander auf dem Bildschirm auf. Audiovisueller Protest in Endlosschleife.
Aber die Webdesigner, die sich dem Antikriegsring angeschlossen haben, wollen sich nicht mehr nur auf die virtuelle Welt beschränken. In der realen Welt haben sie schon sechsmal zu den Leinwandprojektionen ihrer Internetkunst geladen, zuletzt in Los Angeles. In Berlin soll im März das Cybermassaker mit frischem Videomaterial an die Antikriegsfront locken. A. C.
Morgen: Kreide gegen Krieg
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