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Elite-Idee der SPD sorgt für Wirbel

Die Genossen zanken über das Konzept von deutschen Elite-Universitäten, ehe es da ist

BERLIN taz/dpa/AFP ■ Das Konzept der SPD, mehrere deutsche Unis zu internationalen Topeinrichtungen auszubauen, ist auf ein geteiltes Echo gestoßen. Die künftige Präsidentin der Kultusminister, Doris Ahnen (SPD), begrüßte die Idee der SPD-Spitze. „Es ist eine lohnenswerte Aufgabe zu überlegen, wie wir gezielt Spitzenleistungen an unseren Universitäten fördern können“, sagte die rheinland-pfälzische Schulministerin der taz.

Die SPD will Bildung, Forschung und Innovation zu dem neuen Mittelpunkt ihrer Politik machen. Generalsekretär Olaf Scholz hat dazu ein „Innovationspapier“ vorgelegt, das unter anderem Elite-Universitäten vorsieht, die mit der Ivy League, den besten US-Unis, konkurrieren können. Die Vorlage ist Teil der „Weimarer Leitlinien“, welche die Partei heute beschließen will.

Ahnen sagte, in der Breite hätten deutsche Unis bereits heute ein hohes Niveau. Aber es gebe Möglichkeiten, die bereits vorhandenen Spitzenleistungen einiger Fachbereiche gezielt auf Weltniveau zu bringen. „Dazu ist sicherlich eine Zusammenarbeit von Bund und Ländern erforderlich“, sagte Ahnen, die kommenden Donnerstag offiziell ihr Amt als KMK-Präsidentin antritt.

Die SPD-Pläne über Elite-Unis stießen bei den Genossen aber auch auf Kritik. Eine „Ansammlung von Allgemeinplätzen“ nannte SPD-Forschungsexpertin Ulla Burchardt die Vorschläge ihres Parteikollegen. Die Vorlage sei „unzulänglich“. Auch die Juso-Hochschulgruppen mäkelten, der einseitige Ausbau der Spitzenförderung nütze nichts. Denn Deutschland brauche zahlenmäßig mehr gut ausgebildete Fachkräfte als bisher.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) warnte ihre Partei davor, bei der Reform des Bildungswesens ausschließlich auf eine Elite-Universität zu setzen. Ziel müsse sein, alle deutschen Universitäten international wettbewerbsfähig zu machen, sagte sie im Norddeutschen Rundfunk.

Grünen-Chef Reinhard Bütikofer forderte eine breitere Debatte über das Bildungswesen. Die Probleme seien nicht gelöst, wenn man „ein deutsches Harvard“ hätte. Bütikofer verwies darauf, dass Elite-Unis in anderen Ländern nicht als solche gegründet worden seien, sondern sich dazu entwickelt hätten.

Der Studenten-Dachverband fzs warf der Regierung vor, „ihre konzeptionslose Deformpolitik“ fortzusetzen. „Unsere Hochschulen sind seit Jahren chronisch unterfinanziert. Leuchtturmprojekte wie Elite-Universitäten helfen nicht weiter“, sagte fzs-Sprecher Colin Tück. FL.O

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