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hamburger szeneGutmütig oder gutgläubig?

Vor ein paar Wochen stand ein junger Mann vor meiner Haustür. „Mir ist das wirklich furchtbar peinlich“, sagt er, aber ich sei seine letzte Hoffnung. Der unbekannte Besucher erklärte, er sei neu in Hamburg und habe sich aus seiner Wohnung ausgesperrt. Für den Schlüsseldienst fehlten ihm noch 26 Euro und er komme sonst nicht in seine Wohnung. Seine wenigen Bekannten habe er nicht erreicht und nun habe er in seiner Verzweiflung einfach bei mir geklingelt.

Der Mann war schick gekleidet und hatte eine freundliche Stimme. Dennoch läuteten bei mir die Alarmglocken. Ich sagte, ich hätte kein Geld bei mir und ging nach oben, um Zeit zu gewinnen. Sollte ich ihm glauben? Komische Geschichte. Wieso klingelt dieser Typ bei einem Fremden? Warum bei mir? Anderseits, vielleicht braucht er ja wirklich Hilfe. Er kennt ja kaum jemanden hier. Und außerdem: Die Geschichte ist doch zu merkwürdig, um sich so etwas auszudenken. Ich zwang mich an das Gute im Menschen zu glauben und ärgerte mich über mich selbst und meine Vorurteile: Da ist also dieser Mensch, braucht Hilfe und ich habe diese „Alle-sind-böse-zu-mir“-Einstellung.

Ich gab ihm also das Geld und er versprach, am nächsten Tag wiederzukommen und es mir zurückzugeben. Bisher ist das nicht passiert. Bestimmt ist nur etwas dazwischen gekommen. Bald kommt er, entschuldigt sich und wir gehen ein Bier trinken. Vielleicht bin ich naiv. Aber ich glaube schließlich an das Gute im Menschen! ROBIN RIEPRICH

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