: Im Grundsatz problematisch
Nach einer wenig glanzvollen, kampfbetonten Partie trennen sich Hannover 96 und Werder Bremen mit einem 1 : 1-Unentschieden. Einen Gewinner gibt es trotzdem: 96-Torhüter Florian Fromlowitz
von KLAUS IRLER
In der Welt des Torhüters Florian Fromlowitz, 22, gibt es Menschen und es gibt Profis. Menschen, das sind diejenigen, die Fehler machen und dafür geschmäht werden. Profis sind diejenigen, die die Schmähungen wegstecken und an die eigene Stärke glauben. Seit dem vergangenen Samstag weiß Florian Fromlowitz, dass er beides ist: Mensch und Profi.
Als Fromlowitz nämlich am Samstag zum Spiel gegen Werder Bremen auflief, da drückte auf seinen Schultern das Vermächtnis der 2 : 5-Klatsche gegen Hoffenheim, bei der er erstmals als Robert Enke-Vertreter in Hannovers Tor stand und kräftig danebengriff. Darauf folgten viele böse Kommentare. Trotzdem schaffte er es, Hannover 96 mit gleich mehreren Glanzparaden das 1 : 1 zu retten. „Ich bin ja auch nur ein Mensch“, sagte Fromlowitz, und natürlich hätte er die Schimpfe nach dem 2 : 5 mitgekriegt. „Aber ich bin Profi.“
Zu dem Laserpointer, mit dem ihn die Bremer Fans während des Spiels zwecks Irritation anblinkten, sagte Fromlowitz: „Das hat schon ziemlich reingeflattert“ – aber aus der Fassung gebracht hat ihn das Störmanöver nicht. Ebenso wenig wie Bremens Stürmer Markus Rosenberg, der in der 72. Minute allein vor Fromlowitz stand, aber den Ball nicht an ihm vorbeibrachte. Überhaupt Rosenberg: Der Schwede hatte Chancen für zwei, drei Tore, dazu kamen diverse Gelegenheiten für Mesut Özil und Aaron Hunt. Erzielt aber wurde nur ein mageres Tor, und zwar von Hugo Almeida (41.).
Bremen merkte am Samstag, dass es mit dem Tore-Schießen beängstigend schnell mau aussieht, wenn Claudio Pizarro und Diego fehlen – beide mussten wegen Muskelverletzungen zuschauen. „Wir hätten gewinnen müssen“, sagte ein ernsthaft besorgter Torsten Frings. „Aber wir schaffen es im Moment nicht, die Torchancen zu nutzen.“
Dafür aber schaffte es Werder, die zuletzt so wackelige Defensive zu stabilisieren, obwohl auch Abwehrchef Per Mertesacker aufgrund einer Rotsperre nicht dabei war. Hannovers Tor kam nach einer Standardsituation zu Stande, eine im Training eingeübte Eckball-Variante, bei der Christian Schulz einen Ball von Szabolcs Huszti einköpfte (9.).
Es war ein kampfbetontes, aber wenig kreatives Spiel zweier Mannschaften, die weitgehend auf Augenhöhe unterwegs waren. Werder hatte die besseren Chancen für ein zweites Tor, dafür wirkte Hannover kompakter und störte früher. Die Trainer beider Mannschaften sahen „eine Entwicklung“ in ihren Teams. Wobei auch klar ist: Für Werder ist dieses 1 : 1 zu wenig.
„Vom Stil her fehlt die letzte Prise Salz“, befand Jürgen L. Born, Vorsitzender der Werder-Geschäftsführung. In der Mannschaft „dominierten im letzten Jahr die älteren Herren und nicht die Jungen. Jetzt kommen die jungen Leute. Wir sind in einem Umbruch.“ Bereits am Dienstag spielt Werder in der Bundesliga gegen Leverkusen, eine Woche darauf in der Champions League gegen Athen. Werder ist im Zugzwang.
Auch Hannovers Trainer Dieter Hecking sagt: „Wir haben generelle Probleme in dieser Saison.“ Aufgrund der vielen Verletzten, auch aufgrund der Länderspielpause sei kein kontinuierliches Arbeiten im Training möglich, viele Spieler seien mehr beim Arzt und auf der Massagebank als auf dem Platz. „Wir müssen momentan improvisieren“, sagt Hecking und hat im Blick, dass die Hannover in der kommenden Woche zwar noch Hertha und den Hamburger SV vor sich hat, danach aber erst mal gegen die Teams aus der zweiten Tabellenhälfte spielt.
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