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Zäher Kampf um gleiche Rechte

Kölns Verbände ziehen nach dem Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen Bilanz. Gremium für Empfehlungen an den Stadtrat gegründet. Behindertenbeauftragter für Köln gefordert

VON MIRIAM VOGEL

Die Kölner Volkshochschule (VHS) und Kölner Behindertenverbände haben gestern in einer ersten Bilanz des Europäischen Jahrs der Menschen mit Behinderung 2003 (EJMB) ein verhalten positives Fazit gezogen. „Wir haben einen Anfang gemacht und viele Menschen sensibilisiert“, sagte Marita Reinecke, Fachbereichsleiterin des Themenkreises Behinderung der VHS. Dennoch bleibe in Köln noch viel zu tun.

Besonders positiv wird die Gründung des Netzwerkes zum EJMB von allen daran Beteiligten beurteilt. Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss von 14 Kölner Behindertenorganisationen wie dem Blinden- und Sehbehindertenverein, der Multiple-Sklerose-Gesellschaft, der Lebenshilfe für geistig behinderte Menschen und dem Zentrum für selbstbestimmtes Leben. „Endlich sprechen die Kölner Behindertenorganisationen mit einer Stimme, das war früher nicht so“, sagt Frank Keils vom Netzwerk.

Unter dem Motto „Nichts über uns ohne uns“ hatte das Netzwerk gemeinsam mit der VHS im vergangenen Jahr zahlreiche Veranstaltungen durchgeführt. Diskussionen, Ausstellungen und ein Aktionstag hätten mehrere tausend Menschen erreicht, so Keils.

Für Horst Ladenberger vom Zentrum für selbstbestimmtes Leben besteht vor allem in Sachen Barrierefreiheit noch viel Handlungsbedarf. Der Öffentliche Personennahverkehr sei ein Beispiel: Noch immer machten Hochflurbahnen den Einstieg für Behinderte und Senioren schwer. Im Hauptbahnhof gebe es keinen Aufzug, der Rollstuhlfahrer zu den U-Bahnen befördere, der gesamte Innenstadtkern sei fast nur über Treppen zu erreichen. Als positive Beispiele für barrierefreies Bauen nannte Ladenberger das Schokoladenmuseum und den Ratssaal des umgebauten Spanischen Baus. Gerade bei den Planungen für zukünftige Großprojekte wie einem neuen Konzerthaus, dem Rheinauhafen oder der Nord-Süd-Stadtbahn hofft Ladenberger auf die Berücksichtigung der Belange von behinderten Menschen.

Hoffnung setzen Ladenberger und die anderen Mitglieder des Netzwerks dabei in die neu gegründete Stadtarbeitsgemeinschaft Behindertenpolitik. Das Gremium aus 7 Vertretern der Behindertenorganisationen, 6 Vertretern der Wohlfahrtsverbände, je einem Repräsentant der Ratsfraktionen und der zuständigen Verwaltungseinheit fasst Beschlüsse mit Empfehlungscharakter an den Rat. „Das ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, dennoch bleibt das wichtigste Ziel, einen Behindertenbeauftragten für Köln zu bekommen“, sagt Marita Reinecke.

Das Netzwerk des EJMB hat für 2004 noch viel vor. Unter anderem ist im vergangenen Jahr eine Wanderausstellung entstanden, mit 34 Exponaten zum Thema, die an verschiedenen Orten Kölns besichtigt werden können. Marita Reinecke wünscht sich, dass sich nach dem Rathaus weitere Institutionen für die Ausstellung interessieren.

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