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HAMBURG GEGEN BERLIN, ZWEI ENDEN DES POLITISCHEN SPEKTRUMSRevanchefoul von der Alster

Die feine hanseatische Art ist das nicht: Hamburg hat ein Bündnis von fünf Bundesländern gegen die Klage Berlins vor dem Verfassungsgericht ins Leben gerufen. Man will nicht für alte Berliner Schulden aufkommen müssen. Zwar ist der Glaube fatal, die Gesamtheit eines Staats nehme keinen Schaden, wenn die öffentliche Infrastruktur seiner Hauptstadt zusammenbricht. Das kann man aber noch unter „gewöhnliche Provinzscheuklappen“ abrechnen. Ungewöhnlich ist hingegen, dass der Hamburger Senat die Angelegenheit nutzt, die Arbeit seiner Berliner Kollegen schlecht zu machen. Landesregierungen, die nicht nur um Ansiedlungen rangeln, sondern sich gegenseitig öffentlich bekämpfen, kommen im föderalen Deutschland nicht allzu oft vor.

Der Ärger der Hamburger über die Berliner kann kaum mit Entschuldungshilfen zu tun haben, die sowieso noch in den Sternen stehen. Liegt er im schwierigen Verhältnis der beiden größten deutschen Städte zueinander begründet? Dafür scheinen mehrere Gründe zu sprechen: Mit Rot-Rot inklusive DDR-Kader und dem Bürgerblock inklusive Rechtspopulisten treffen zwei Enden des politischen Spektrums aufeinander. In Hamburg ist zudem gerade Wahlkampf. Die Spitzenleute haben etwas gemeinsam und stehen doch für einen Gegensatz, wie er größer kaum seien könnte: Klaus Wowereit hat sich als erster deutscher Spitzenpolitiker geoutet und damit dauerhaft Respekt erworben. Ole von Beust musste hingegen miterleben, wie sein Privatleben von Roland Schill vor aller Welt zur Schmierenkomödie gemacht wurde. Nachhaltiger als ideologische und persönliche Differenzen wirkt die Konzentration von Aufmerksamkeit auf die Hauptstadt Berlin. Das strukturell gar nicht so andere Hamburg schmerzt das stärker als das ganz eigene und ferne München.

Der eigentliche Grund ist jedoch viel profaner und leider ein genereller Trend: Standortkonkurrenz wird zum Standortkampf, in dem alle Mittel erlaubt sind. Berlin hat in beinahe rabiater Weise im vergangenen Jahr Unternehmen wie Universal Music und MTV von der Alster abgeworben. Die Hamburger glaubten, sie hätten ein Revanchefoul gut. Nicht ganz zu Unrecht. ROBIN ALEXANDER

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