gefühlte ddr: Gemischte Gefühle
Einige Arbeitslose können sich über einen Wiedereinstieg ins Berufsleben freuen. Vorausgesetzt, sie sind älter als 50 Jahre, seit Ewigkeiten ohne Anstellung und aus dem Ostteil der Stadt. Die Firma „Massine Productions“ sucht für ihren „DDR-Erlebnispark“ Grenzer, Verkehrspolizisten und Kantinenpersonal. Damit die Ostler auch wirklich authentisch rüberkommen, sollen sie geschult werden. Hat ja keener uffjepasst damals.
Kommentar von B. BOLLWAHNDE PAEZ CASANOVA
Dem Ostler den Ostler zu erklären – diese Aufgabe wird ein Westler übernehmen. Nicht unbedingt wegen der Authentizität, sondern weil der Regisseur ist und sich mit Theater auskennt. Er will die DDR wie ein Theaterstück inszenieren. Vorhang auf!
Die Idee, Grenzkontrolle und Zwangsumtausch wiederaufleben zu lassen, ist nicht neu. Einmal sollte es ein „DDR-Disneypark“ in einer Kaserne der Nationalen Volksarmee sein. Ein anderes Mal ein „erster Arbeiter-und-Bauern-Park auf deutschem Boden“ in Wandlitz. Und nun also ein „Themenpark“. Überflüssig wie ein Kropf. Es gibt auch Reisebüros, wo man dafür bezahlt, sich einen Tag wie ein Obdachloser zu fühlen.
Die Planer des „Themenparks“ preisen die angeblich gute Nachfrage von Reisebüros und Busunternehmen im In- und Ausland. Sie sprechen von „Markt-Eruierung“, „Locations“, „Qualitätslevel“, „Kick off events“ und „Know-how“. So wie damals im Osten eben.
Wenn alles nach Plan läuft, soll ab kommenden Sommer gegen Zahlung von 12 Euro hinter einem Trabi-Lenkrad oder vor einer DDR-Schrankwand der Osten gefühlt werden. Gefühlte DDR! Wer’s glaubt, wird selig. Noch ist nichts unter Dach und Fach, und ob sich Ostberliner finden, die ihre Arbeitslosigkeit gegen einen gefühlten Job eintauschen, bleibt abzuwarten.
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