: McJob ohne Vertretung
In Hagen kämpfen Mitarbeiter einer McDonald‘s Filiale um die Einrichtung eines Betriebsrates. Seitdem hagelt es Abmahnungen und Kündigungen
VON ELMAR KOK
Wilfried Haas, Geschäftsführer der Hagener McDonald‘s Unternehmen hat seine Mitarbeiter in die Mangel genommen.
Aber jetzt sagt Frau Tietz, Mitarbeiterin der Verwaltung von Haas‘ Franchise Filialen, „der Herr Haas ist heute nicht im Hause“. Und die Mobiltelefonnummer von Herrn Haas dürfe sie leider nicht herausgeben. Mitarbeiter aus anderen Filialen versichern, dass Haas in der Verwaltung zu erreichen sei.
Die Zurückhaltung des Geschäftsführers hat Gründe, denn er bekommt in Hagen seit Wochen schlechte Presse. Nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) wehrt sich der Lizenznehmer von bald sieben McDonald‘s Restaurants im Raum Hagen gegen die Einrichtung eines Betriebsrates in einer seiner Filialen.
So sagt der Hagener NGG-Sekretär Mohamed Boudih: „Im Zeitraum der Initiierung von Betriebsratswahlen bis heute hat es fünf Kündigungen gegeben.“ Mittlerweile sei in der Filiale, in der am 27. Januar ein Betriebsrat gewählt werde, gut die Hälfte der Belegschaft gewerkschaftlich organisiert. Unterdessen hatte Geschäftsführer Haas einer Mitarbeiterin, die Vorsitzende des Wahlvorstands ist, Hausverbot erteilt. Wie so etwas geht, erläutert Boudih: Die Mitarbeiterin habe nach einer Beförderung statt eines unbefristeten einen befristeten Vertrag bekommen, der Ende Januar auslaufe. Diesen hat Haas fristlos gekündigt.
Das Hausverbot hat der Fleischbräter zurückgenommen, nachdem die Gewerkschaft mit den Anwälten Haas‘ Kontakt aufgenommen hatte. Gegen den befristeten Vertrag will NGG mit rechtlichen Mitteln vorgehen: „Wir halten die Befristung für ungültig“, sagt Boudih. Die NGG wirft der Filialleitung weiter vor, ihre Mitarbeiter zu verängstigen. „Herr Haas hat seinen Mitarbeitern angekündigt, am Wahltag zu gucken, wer wählen geht“, sagt der Gewerkschaftssekretär.
In der Filiale sind zurzeit knapp über 50 Mitarbeiter beschäftigt, von denen sich elf zur Wahl gestellt haben. 40 Mitarbeiter sind Vollzeit- und Teilzeitkräfte, der Rest der Mitarbeiter ist geringfügig beschäftigt. Die Vorwürfe der Gewerkschaft gegen Haas sind zahlreich: Er soll Mitarbeiter aufgefordert haben, ein leeres Blatt Papier zu unterschreiben und es sollen überall Überwachungskameras aufgehängt worden sein. Dass es vom Mutterkonzern Anweisungen zur Verhinderung eines Betriebsrates gebe, dessen ist sich Boudih sicher: „Wir haben vor Jahren schon einmal so ein Papier in die Hände bekommmen.“
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