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Verschärfter Protest

Studierende versuchen Pressekonferenz zu Fakultätenbildung der Uni zu sprengen. Streikende bei Senator Dräger

Studierende haben gestern versucht, eine Pressekonferenz der Universität zur Fakultätenbildung zu verhindern. Dabei kam es zu Handgreiflichkeiten mit Uni-Präsident Jürgen Lüthje. Die Gruppe von etwa 40 Studierenden verurteilte die Fakultätenbildung als „ein Beispiel für die Umstrukturierung der Hochschule durch den Senat, die zur Entdemokratisierung und Ökonomisierung der Uni führt“. Zeitgleich versuchten Studierende Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) für seine Hochschulreform zur Rede zu Stellen.

Die Studierenden der Uni in Rotherbaum streiken seit Dienstag. Ihre Kritik gilt den größtenteils externen Hochschulräten, Studiengebühren sowie dem Abbau von Studienplätzen und -fächern. Eine Gruppe der Streikenden nahm die Präsentation der Uni-Fakultäten durch Lüthje und die Dekane gestern zum Anlass, die Kritik erneut vorzubringen. Bei dem Versuch, in das Büro des Präsidenten vorzudringen, kam es zu Rangeleien zwischen Lüthje und Studierenden.

Diese kritisierten, durch die Fakultätenbildung sollten kleine Fächer geschlossen werden. Zugleich entstünden „Sub-Hochschulen, die miteinander konkurrieren“, warnte Malte Klingforth vom Streikkomitee. Der Umbau werde gegen den Willen der Studierenden durchgesetzt. Mit der Fakultätenbildung folgt das Präsidium einer Empfehlung der „Dohnanyi-Kommission“. Bis zum 1. Oktober werden die 18 Fachbereiche in sechs Fakultäten zusammengeführt: Naturwissenschaften, Geistes- und Kulturwissenschaften, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Bildungswissenschaften sowie Medizin und Jura.

Die Kritik an der Struktur ließ Lüthje nicht gelten. Er betonte, die Fakultätenbildung sei durch Mitbestimmungsgremien legitimiert. Die Gruppe der kleinen Fächer werde „sinnvoll vernetzt und kann so ihr Potenzial noch stärker entfalten“. Er verspreche sich zudem mehr Autonomie innerhalb der Hochschule. So dürfen die Fakultäten einen eigenen Etat verwalten, Stellen ausschreiben und Forschungsschwerpunkte festlegen. Auch erwartet Lüthje mehr fächerübergreifende Lehre und Forschung.

Derweil suchten etwa 50 Studierende die Wissenschaftsbehörde auf, um Senator Dräger ihre Kritik vorzubringen. Laut Sprecherin Sabine Neumann führte ein Beamter des Hochschulamtes „ein vernünftiges Gespräch“ mit den Protestlern. Heute wollen Studierende ab 13 Uhr mit einer am Hachmann-platz beginnenden Demo für ihre Belange demonstrieren. wei

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