Hafenstandards: Qualität gibt‘s nicht zum Nulltarif
Beispiel: Ein Kunstliebhaber entschließt sich für die Investition in einen 200.000 Euro teuren Steinway-Flügel. Natürlich in der Annahme, dass das gute Stück von qualifizierten Klavierbauern und aus den edelsten Materialen gebaut wird. Stellt er dann fest, dass das Stück von einem Tischler gezimmert wurde, ist er vermutlich entsetzt – obwohl auch aus diesem edlen Instrument Musik erklingt, wenn man in die Tasten haut.
KOMMENTAR von KAI VON APPEN
Der Vergleich mag schräg klingen, doch er trifft den Kern. Denn Hafenarbeit ist schon längst Qualitätsarbeit. Und Qualitätsarbeit an den modernen Containerterminals bedarf einer Facharbeiterausbildung. Und jedes internationale Schiff, das den Hamburger Hafen anläuft, erwartet, qualifiziert abgefertigt zu werden.
Wenn nun die Hafendienste durch Deregulierung abgeschafft werden, und jeder Reeder für das Entladen seiner Schiffe an Land eine eigene Crew anheuern kann oder dafür Seeleute einsetzt, gehen mit der Facharbeit auch die Standards verloren.
Denn selbst wenn ein Konzern zunächst diese Standards erfüllt, ist es fraglich, wie lange das Engagement noch dauert, sind die Rosinen erst einmal herausgepickt. Der Hamburger Senat sollte die Warnungen der Hafenarbeitergewerkschaften ernst nehmen und sich endlich gegen die „Port Package“-Richtlinie stark machen – im Interesse des Hamburger Hafens.
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