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heute in bremenDemenz auf Türkisch

Eine Ärztin und eine Psychologin informieren über die Krankheit

taz: Herr Lotze, Warum lassen Sie die Informationsveranstaltung türkisch übersetzen?

Eckhard Lotze, Gesundheitsamt Bremen: Zum Einen ist es meine Aufgabe, MigrantInnen einen Zugang zum Gesundheitssystem zu schaffen. Zum Anderen wissen wir, dass gerade ältere Migranten Informationen fehlen über Gesundheit und Krankheit im Alter.

Weil Sie zu wenige muttersprachliche Info-Broschüren herausgeben?

Leider sind unsere finanziellen Möglichkeiten da sehr begrenzt. Wir sind froh, dass wir Geld einwerben konnten, um wenigstens für das Thema Demenz Informationen auf Russisch und Türkisch herausgeben zu können. Ich gehe aber davon aus, dass Fragen in Broschüren unbeantwortet bleiben. Und wer einen demenzkranken Angehörigen pflegt, ist vielleicht froh, wenn er direkt einen Ansprechpartner vor sich hat.

Weil auch in der Demenz Informationsstelle niemand auf Türkisch beraten kann.

Ja, generell fehlt es im Gesundheitsbereich an Muttersprachlern, das ist ein großes Problem.

Aber wäre das nicht gerade bei Demenz geboten, weil viele Migranten ihre Angehörigen zu Hause pflegen?

Es ist richtig, dass Migranten in der stationären Pflege sehr selten und auch im ambulanten Bereich kaum auftauchen. Da passiert viel über Geldleistungen: Die Pflegekassen zahlen an diejenigen, die sich zu Hause um die Kranken kümmern.

Wird Demenz in Kulturen wie der türkischen vielleicht als weniger dramatisch empfunden als bei uns?

Dazu möchte ich nicht spekulieren. Ich könnte mir vorstellen, dass es in einer aufs Kollektiv ausgerichteten Kultur eher noch problematischer ist, wenn jemand familiären Erwartungen nicht entspricht, als in unserer individualisierten Gesellschaft.

Interview: eib

„Demenz/Alzheimer – was tun?“ (auf türkisch): 18 bis 20 Uhr, Helene-Kaisen-Nachbarschaftshaus, Beim Phlenhof 10

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