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hamburg heuteManisch zugespitzt

Jacques Palminger stellt im Hafenklang sein erstes Album „Mondo Cherry“ vor

Supersoft, dieser Dub-Groove. Neblig und mit einem wohligen Grundblubbern. Später kommt eine Frauenstimme dazu, die hypnotische Melodie-Girlanden beisteuert. Vorher aber kommt Jacques Palminger und sagt: „Die fortdauernde Behauptung einer Möglichkeit wird zum Glauben und der Glaube aktiviert die Kräfte zur Verwirklichung.“ Es geht also mit kluggeschissenem Nominalstil gegen die Seifenblasen des Dub. Es wäre schön, wenn alles so einfach wäre wie in diesem Song namens „Worte nur Worte“.

Ist es aber nicht. Palminger, bekannt als Mitglied von „Studio Braun“, macht ja schon länger Musik. Nun hat er zusammen mit den „Kings of Dub Rock“ sein erstes eigenes Album veröffentlicht. Es heißt „Mondo Cherry“ und Palminger präsentiert es derzeit auf einer Tour, die ihn auch in die Münchner Kammerspiele und das Literarische Zentrum in Göttingen führen wird.

Was nahe liegt, denn Palmingers Texte sind komplex. Die Platitüde steht neben der Poesie, die Floskel neben der Wortneuschöpfung und all das ist in wechselndem Ausmaß ironisch gemeint. Erstaunlicherweise ergibt sich trotz der vielen Irritationen der Eindruck, dass Palminger cool ist. Was sicher auch zu großen Teilen an der Musik liegt: Palminger kombiniert verschiedene Pop-Klischees mit dem Dub-Groove. Da erklingt dann ein Schifferklavier wie aus einem französischen Chanson oder ein Geigenhimmel wie aus einer Hollywood-Schmonzette. Und Palminger rezitiert dazu: „Deutsche Frau, Du hast zwei Beine. Du gehst damit zu oft zu weit.“

Palminger versteckt sich die ganze Zeit und schöpft dabei möglichst elegant aus dem Vollen. Eigentlich ist das Hardcore. In manischer Zuspitzung. kli

22 Uhr (Einlass 21 Uhr), Hafenklang-Exil, Große Bergstraße

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