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Einblick (33)

Jan RohlfKünstler, Festival-Kurator

taz: Seit wann und warum leben Sie in Berlin?

Jan Rohlf: Ich bin 1990 mit 15 Jahren das erste Mal nach Berlin gefahren und versehentlich an der falschen U-Bahn-Station ausgestiegen – im Osten, an der Friedrichstraße. Seitdem wusste ich, dass es in Deutschland nur diese Stadt für mich geben kann und bin regelmäßig wieder gekommen. Im „Eimer“ in der Rosenthaler Straße hatte ich dann eine Art nächtliches Erweckungserlebnis mit Noise-Elektronika und Splatter-Videos, woraufhin ich zum nächst möglichen Zeitpunkt endgültig umzog. Das war 1993.

Heute arbeite ich zum Teil mit den Leuten zusammen, die dafür verantwortlich waren, und wir machen ganz ähnliche Dinge, nur etwas zeitgemäßer. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, ist mein Verhältnis zu Berlin von einer erstaunlichen Linearität gezeichnet.

Wie wichtig ist der Standort Berlin für Ihre Arbeit?

Eine Frage, die ich mir selbst oft stelle. Ich hege den Verdacht, dass die Stadt in all meinen Arbeiten zunehmend anwesend ist – und zwar, indem sie mich vor Einseitigkeiten bewahrt. Ich habe Berlin persönlich immer als Befreiung zugunsten einer unentschlossenen, schwebenden Vielfalt empfunden, die sich nicht in Zugehörigkeiten zu spezifischen Szenen oder Kontexten erschöpft. Das Festival „club transmediale“ mit seinem immensen Crossover-Potenzial, in dem sich Musik, Kunst und Medien, Akademie und Subkultur schneiden, konnte so wohl auch nur in Berlin entstehen. Es spiegelt einen Charakterzug der Stadt, den man allerdings nicht zu selbstverständlich nehmen sollte.

Woran arbeiten Sie gerade?

Aktuell befinden wir uns im Endspurt der Organisation des nächsten „club transmediale“, der in der ersten Februarwoche stattfinden wird. Da bleibt keine Zeit für die eigene künstlerische Arbeit, lediglich Pläne für die Zeit danach: Das nächste Projekt werden digitale Zeichnungen von privaten Musiksammlungen sein, die akribische Untersuchung von verborgenen Inszenierungsleistungen und Ordnungssystemen.

Darüber hinaus versuchen wir derzeit in Berlin unseren eigenen Ort zu erstellen, an dem wir Produktion und Präsentation als den kontinuierlichen Prozess eines multidisziplinären Netzwerkes besser zusammenfließen lassen können.

Was wundert Sie in der Berliner Kunstlandschaft am meisten?

In Berlin wird so viel produziert, dass man sich ständig vor das Problem beziehungsweise die Frage gestellt sieht, wofür man seine begrenzten Ressourcen aufwenden möchte: Die Arbeiten anderer rezipieren oder etwas Eigenes machen? Ich erschrecke immer noch darüber, wie viel Ressourcen allein das bloße Teil-Sein in einer „Kunstlandschaft“ verbraucht. Hier und anderswo.

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