nachgefragt: „Wulsdorfer Silberschatz“ bleibt in Bremerhaven
Fischtown im Silberrausch
Was mit den Silbermünzen geschehen soll, die man im vergangenen Herbst unter der Bremerhavener Dionysiuskirche gefundenen hatte, ist geklärt: Der „Wulsdorfer Silberschatz“ kommt ins Bremerhavener Heimatmuseum Morgenstern.
Auch wenn Anja Benscheid vom Morgenstern-Museum die Bezeichnung „Schatz“ etwas „irreführend“ findet, da es um eine Sache von eher geringem Wert gehe: Der Fund der etwa 60 mittelalterlichen Geldstücke im ältesten Bremerhavener Stadtteil Wulsdorf hat weniger finanzielle als vielmehr heimatgeschichtlichen Bedeutung.
„Das ist etwas, das weite Teile der Bevölkerung bewegt“, glaubt der Bremerhavener SPD-Fraktionsvorsitzende Melf Grantz. Deshalb habe er sich auch von Anfang an dafür stark gemacht, dass die Münzen in der Nähe ihres Fundortes, also im Morgenstern-Museum ausgestellt werden – und nicht im Bremer Focke-Museum, das sich „sehr engagiert“ um die Münzen bemüht habe. Als Magazin des Landes Bremen sei eigentlich das Focke-Museum für die Ausstellung solcher Funde da, murrt der Bremer Landesarchäologe Manfred Rech. Sein Kollege Alfred Löhr betont, dass dort bereits eine vollständige Sammlung aller jemals in Bremen geprägten Münzen bestehe, in die der Wulsdorfer Fund aus dem 14. Jahrhundert sehr gut hineinpassen würde.
„Wir würden die Münzen auch nicht im Magazin verschwinden lassen, wie oft behauptet wird, sondern in der ständigen Ausstellung als Schatzfund inszenieren“, so Löhr. Die Münzen hätten allerdings kaum mehr als ihren reinen Materialwert – also knapp 15 Cent pro Gramm.
Wenn man die Fundstücke genau untersucht und bestimmt hätte, so der Kunsthistoriker weiter, könnten sie Rückschlüsse auf die Handelsbeziehungen des mittelalterlichen Wulsdorf zulassen. Bei Bauarbeiten im vergangenen Herbst hatte man außer den Münzen auch Glasfragmente gefunden, die belegen, dass die Dionysiuskirche bereits im 12. Jahrhundert mit Glasfenstern ausgestattet war.
Angesichts so großer stadtgeschichtlicher Relevanz ließ sich Kultursenator Kuno Böse (CDU) bei einem Gespräch mit Bremerhavens Kulturdezernent Wolfgang Weiß (SPD) schnell überzeugen, dass der „Wulsdorfer Silberschatz“ im Morgenstern-Museum am besten aufgehoben ist.
Till Stoppenhagen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen