Ausflug ins Grüne

GAL veröffentlicht Vorschlag der Baubehörde für neue Wohn- und Gewerbegebiete: Senat will Natur und Landschaft zubauen statt Konversionsflächen zu suchen

Die GAL hat dem Senat vorgeworfen, sein Konzept „wachsende Stadt“ vor allem auf Kosten von Kleingärten, Landschafts- und Naturschutzgebieten verwirklichen zu wollen. Anlass zu dieser Befürchtung gibt ein Vorschlag für die zweite Tranche neuer Wohn- und Gewerbeflächen, über die derzeit noch in und zwischen den Behörden verhandelt wird. Antje Möller von der GAL-Fraktion hat die Liste gestern veröffentlicht. Die Baubehörde bestätigte lediglich, dass sie einen Vorschlag vorbereite, der bald in die Behördenabstimmung gehen werde.

Die von der GAL vorgelegte Liste enthält 63 Flächen mit einer Größe von insgesamt 366,8 Hektar, die meisten (27) davon in Wandsbek, die wenigsten in Bergedorf (eine) und Eimsbüttel (zwei). „Sie gehen in den Grüngürtel der Stadt“, sagt Möller, die eine Übersicht über die Gebiete erstellt hat. Beispiele seien die südliche Hebebrandstraße in Alsterdorf, wo Wohnungen in Kleingärten gebaut werden sollen; ein Wohngebiet direkt neben dem Diekmoor in Alsterdorf sowie ein Wohngebiet an der Meiendorfer Straße, das in das Naturschutzgebiet Stellmoorer Tunneltal hineinreichen würde. Neue Wohngebiete am Bergstedter Bredenbekkamp und auf dem Gelände des Krankenhauses Rissen würden Landschaftsschutzgebiete beeinträchtigen.

Möller kritisierte, dass der Senat zu leichtfertig mit Grünflächen umgehe – zumindest, was die großen Flächen mit elf bis 25 Hektar betreffe. „Sie setzen sich gar nicht mit dem Potenzial auseinander, das mit den Konversionsflächen zur Verfügung steht“, kritisiert die Bürgerschaftsabgeordnete. Die Grundstücke ehemaliger Kasernen, Krankenhäuser, Bahnanlagen oder Industriebetriebe wolle der Senat lediglich in Ausnahmefällen recyceln, zum Beispiel im Fall der Jenfelder Lettow-Vorbeck-Kaserne, die jetzt als Gewerbegebiet ausgewiesen werden soll.

„Mir fehlt der stadtentwicklungspolitische Schwerpunkt auf den Konversionsflächen“, sagt Möller. 53 Flächen führte der Senat vorigen Mai in seiner Antwort auf eine Große Anfrage der GAL auf. Sie liegen innerhalb existierender Siedlungsgebiete und müssen nicht durch aufwendige Verkehrsbauten erschlossen werden. Allerdings gehören die Grundstücke in vielen Fällen nicht der Stadt. Zum Teil tragen sie Altlasten, wie Öl- und Chemikalienrückstände.

Über die Konversionsflächen hinaus können neue Wohnungen durch das Schließen von Baulücken und eine intensivere Bebauung geschaffen werden. Allein für Eimsbüttel ermittelte das Bezirksamt ein Potenzial von fast 3000 Wohnungen. Nach Ansicht des Fraktionschefs der GAL Eimsbüttel, Till Steffen, könnte der Senat auch damit sein Ziel erreichen, „wenn man es offensiv angehen würde, gute Bedingungen für Familien in der Stadt zu schaffen“. Gernot Knödler