Raus aus der Bereitschaft

Ausstieg aus den Bereitschaftsdiensten schafft in LBK-Krankenhäusern neue Arztstellen. AK Eilbek stellt ab Februar fast komplett auf Schichtdienstmodelle um

Auslaufmodell Bereitschaftsdienste: Seit der Europäische Gerichtshof vergangenen September entschied, dass ärztliche Bereitschaftsdienste als Arbeitszeit zu werten sind, läuft der Ausstieg aus der Bereitschaft im Hamburger Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) auf Hochtouren. Neue Schichtdienstmodelle sollen die ärztliche Bereitschaft bis Mitte 2005 kostenneutral ablösen, bei der Umstellung zudem 70 zusätzliche Arztstellen geschaffen werden. Jüngster Schritt: Zum Februar schaffte das AK Eilbeck die umstrittenen Dienste jetzt für 70 der insgesamt 110 Ärzte der Klinik ab – nur noch die Urologie und die Psychiatrie bleiben davon vorläufig ausgenommen.

Die Verantwortlichen des LBK planen nicht erst seit dem Luxemburger Urteil den Ausstieg aus den Diensten, die oft zwischen zwei regulären Schichten liegen und damit zu überlangen Dauerarbeitszeiten von mehr als 24 Stunden führen. Für LBK-Vorstandssprecher Heinz Lohmann sind sie „Relikte vergangener Krankenhausorganisation, die nicht mehr in die Kliniken des 21. Jahrhunderts passen“. Deshalb bietet der LBK vielen der 1.450 Ärzten seiner sieben Kliniken ein differenziertes Arbeitszeitmodell an: Die Mediziner können zwischen wöchentlichen Arbeitszeiten von 38,5 bis 48 Stunden wählen. Wer 48 Stunden arbeitet, gleicht die fehlenden Bereitschaftsdienst-Gratifikationen weitgehend aus, wer auf 38,5 Stunden reduziert, setzt Mittel frei, die zur Anstellung zusätzlicher Ärzte verwendet werden.

Im AK Altona, in dem mittlerweile ein Drittel der 240 Ärzte nicht mehr im Bereitschaftsdienst arbeiten, konnten so sechs neue Stellen geschaffen werden – 60 von 66 betroffenen Ärzten hatten sich zuvor für die kürzere Arbeitszeitvariante entschieden. Auch im Klinikum Nord wurden zum Jahreswechsel die Bereitschaftsdienste in der Inneren Medizin abgeschafft, in der Zentralen Notaufnahme des AK Harburg gehören sie seit vergangenem Oktober der Vergangenheit an. Marco Carini