piwik no script img

Intim improvisiert

Der Schlagzeuger Jeff Arnal und der Pianist Dietrich Eichmann erforschen heute im Radio Bremen-Sendesaal, wo die Komposition aufhört und die Improvisation anfängt

In der improvisierten Musik ist die Kombination aus Schlagwerk und Piano nicht gerade üblich – der New Yorker Schlagzeuger Jeff Arnal und der Berliner Pianist Dietrich Eichmann versuchten es trotzdem, im Winter 2002 unter dem Titel „Santa Claus in Baden-Baden“. Inspiriert von Cecil Taylors, der die Losung ausgab, das Klavier könne sehr wohl als perkussives Instrument behandelt werden, erforschten Arnal und Dietrich den musikalischen Bereich, der nicht mehr Komposition und noch nicht Improvisation ist.

Dabei nutzten sie die Intimität des Duetts, um Schlagzeug und Klavier so eng als möglich zu verzahnen, ohne dabei die klangliche Qualität von Instrument und Akteur zu vergessen. In solch kleiner Besetzung, sagt Arnal, stelle sich eine tiefe Kommunikation leichter her. Man könne das eigene Material ausbreiten, ohne den Fokus eines Stückes zu verlieren – und Improvisation als Komposition begreifen.

Die Vorliebe für die Musik ohne festen Ausgangspunkt und jene mit kompositorischen Vorgaben eignet beiden Musikern. Auch die Auseinandersetzung mit dem Zufall im klanglichen Bereich. Polyrhythmische Verdichtungen und Klangtrauben entstehen und werden zu dunklen Flächen verwischt, bevor ein pointiertes Ereignis diese wieder zerstäubt.

Jeff Arnal und Dietrich Eichmann spielten gemeinsam mit dem Bassisten John Hughes und dem Saxofonspieler Lars Scherzberg. 2003 waren sie gemeinsam Fellows der International Music Omi Summer Residency. Wie bei „Santa Claus in Baden-Baden“ loten sie am kommenden Montag den Klangraum des Sendesaals von Radio Bremen aus – zu erwarten ist ein zärtliches musikalisches Ereignis trotz der mitunter recht robusten Bearbeitung des Instrumentariums.

Tim Schomacker

Jeff Arnal und Dietrich Eichmann, 16. Februar um 20 Uhr im Sendesaal Radio Bremen. Das Nordwestradio überträgt live von 20.05 bis 22.00 Uhr (UKW-Frequenz 88,3)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen