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Was bleibt, ist die Fahne

Sieben Farben Frieden. Auch nach dem Ende der Peacecamps, der großen Massenproteste gegen Bush & Co und der Lust, auf die Straße zu gehen, bleibt der Friedensbewegung ein neues Symbol

von ANNE RUPRECHT

Anfang März, auf einer Antikriegsdemo in Berlin. „Schau mal, die haben glatt das „e“ vergessen!“ Ein Freund deutet auf eine bunte Fahne vor uns. Zwischen all den „Kein Blut für Öl“-Bannern, Peace-Zeichen und Friedenstauben sticht sie deutlich hervor. „Pace“ steht in großen, weißen Lettern auf ihrem regenbogenbunten Grund. Müsste das nicht eigentlich „Peace“ heißen? Demonstrieren da die Schwulen?

Die anfängliche Ignoranz war schnell beseitigt. Denn zu der ersten Fahne gesellten sich auf den folgenden Demos schon bald hunderte, tausende Friedensregenbögen ohne „e“. Somit war klar: Die Berliner Bildungsmisere war diesmal nicht schuld. Die Antikriegsbewegung hatte eine korrekte neue Friedensformel gefunden: Pace, italienisch für Frieden, abgeleitet aus dem lateinischen Friedensgruß pax – und nicht peace lautete von nun an die Losung – ob in Rom, Paris, London oder hier in Berlin.

United colors of Frieden. Zweifelsohne ist die bunte Standarte der italienische Exportschlager des Jahres. Anfang März auf den deutschen Markt gekommen, war das siebenfarbige Textil, das die physikalischen Spektralfarben beinhaltet, schon nach wenigen Wochen nicht mehr aus dem Demoalltag wegzudenken. Selbst die Anbieter hat der Run auf den Wimpel völlig überrumpelt. Sie waren auf eine kleine Heimproduktion eingerichtet – und wurden binnen Tagen mit Anfragen aus ganz Deutschland überhäuft.

Das bunte Ding scheint all das zu verkörpern, was die Friedensbewegung ausmacht. Jede und jeder findet hier seine Couleur, fröhlich und vereint lässt sich also Farbe bekennen – und der grün-braunen Kriegsfraktion ein vielfältiges Spektrum entgegensetzen. Backen, beten, hungern, saufen, trommeln, fasten und ficken für den Frieden – alles wurde ausprobiert, und alle brachten sich ein: Juristen, Fleischer, Ärzte, Schüler, Musiker und Harley-Biker.

Mit der neuen Friedensfahne zeigt die neue Bewegung: Demonstrieren kann man nicht nur in grauen Wollpullovern und mit langen theoretischen Traktaten. Protest ist bunt, vielfältig und macht Spaß. Auch von dem Negativdenken der Altvordern rücken die jungen Friedensfreunde ab. „No War“, „Kein Blut für Öl“ – das war einmal, nun fordert man demokratisch positiv „Pace“ – also Frieden – ein.

Dass sich beim Irakkrieg-Protest international nicht „Peace“ durchsetzte, ist kein Zufall. „Peace“ hatten sich auch Bush und Blair auf ihre Fahnen geschrieben. Die beabsichtigten mit ihrem Feldzug peace and security im Nahen Osten und der ganzen Welt zu sichern. Eine andere, neue Sprache musste also her, um dem etwas entgegenzusetzen. Mit „Pace“ meldete sich schlicht das „Alte Europa“ mit seinen konsequenten Friedensvorstellungen zu Wort.

Ebenfalls Erfolg versprechend: das Design. Auf dem Mailänder Catwalk begeisterte Naomi Campbell mit Pace-Top die Modewelt. Und als Banner an Balkonen oder als Schal um den Hals geschlungen, schmückt die Fahne auch in Berlin. Ob als Deko oder politisches Statement – auch jetzt, nach dem vorläufigen Ende des Irakkrieges, ist die schmucke Pace-Fahne weiter im Einsatz, sicherlich auch auf den Ostermärschen an diesem Wochenende.

Fest steht: Was auch immer von der Anti-Irakkriegs-Koalition bleiben wird – eines bestimmt: die neue Fahne.

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