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Messe rettet Party-Parade

Trotz Finanzproblemen findet die Love Parade auch in diesem Jahr statt. Die landeseigene Messe Berlin springt ein. Sie übernimmt das Catering und checkt die Kosten. Der Love Parade bleiben die DJs

von RICHARD ROTHER

Love rules: Die Love Parade findet auch in diesem Jahr statt. Ursache ist aber nicht die Macht der Liebe, sondern die des Geldes. Nachdem die Finanzierung des Techno-Events lange Zeit ungewiss war, ist nun die Messe Berlin als Partner eingesprungen. Dank der Unterstützung der landeseigenen Messegesellschaft kann der weltweit größte Techno-Umzug nun wie geplant am 12. Juli durch den Tiergarten ziehen. Das diesjährige Motto: „Love rules.“

„Der Vertrag mit der Messe hat die Parade definitiv gerettet“, ist sich Love-Parade-Geschäftsführer Fabian Lenz sicher. Die Messe engagiere sich in einem „ziemlich hohen Rahmen“, der die Kosten der Veranstaltung decken werde. Eine Summe wollte Lenz aber nicht nennen.

Zuvor war monatelang ungewiss gewesen, ob das Techno-Fest überhaupt stattfinden könnte. Seitdem die Love Parade nämlich nicht mehr als politische Demonstration durchgeführt wird, machten die Veranstalter Verluste. Sponsoren waren reihenweise abgesprungen, und die Veranstalter mussten zum Teil die Reinigungskosten des Tiergartens übernehmen. Zudem blieben die Einnahmen aus dem Getränke- und Speisenverkauf hinter den Erwartungen zurück.

Nun soll die Messe Berlin den Laden wieder in den richtigen Rhythmus bringen. Großen Anteil daran hat der Berliner Medienbeauftragte Bernd Schiphorst, der vom Senat beauftragt wurde, die Love Parade zu retten. Schließlich lassen mehrere hunderttausend Umzugsteilnehmer Millionen in der Stadt, und für Clubszene und Tourismusbranche ist die Parade zu einem der wichtigsten Marketing-Events geworden. Ziel sei es aber, dass die Love Parade wirtschaftlich in sich tragfähig sei, hatte Schiphorst mehrfach betont. Dass in Zeiten der Wirtschaftsflaute kurzfristig neue Sponsoren gefunden werden – daran glaubt offenbar niemand. Die Messe Berlin soll vor allem ihr Know-how als Organisator von Großveranstaltungen einbringen, um die Kosten der Love Parade zu senken, und die gastronomische Versorgung rund um die Strecke im Tiergarten übernehmen.

Die Kosten, die der Messe durch ihr Engagement entstünden, könne er noch nicht beziffern, sagte Messe-Sprecher Michael Hofer. Auch könne er noch nicht sagen, was die Messe durch die Love Parade verdienen werde. Er gehe aber davon aus, dass ein Gewinn entstehen werde.

Während die Messe die Finanzierung des Techno-Umzugs sicherstelle, bleibe die Gestaltung des Programms in den Händen der Veranstalter, so Love-Parade-Geschäftsführer Lenz. „Die Gestaltung der Parade, die Auswahl der Wagen und DJs sowie die mediale Darstellung werden weiterhin durch die Love Parade bestimmt werden.“

Letztes Jahr waren nur noch rund 600.000 bis 750.000 Besucher zur Love Parade gekommen. Mit einer ähnlichen Anzahl wird auch in diesem Jahr gerechnet. Für das Techno-Spektakel bedeutet das: Die Hoch-Zeiten mit deutlich über einer Million Besuchern sind vorbei – aber ein Ende ist auch noch nicht Sicht.

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