: Thailands Premier will Grenzzaun zu Malaysia
Damit soll die anhaltende Gewalt in Südthailand beendet werden, doch die Ursachen sind längst nicht klar
BANGKOK taz ■ In Thailands Süden ist kein Ende der Gewalt in Sicht. In den überwiegend muslimischen Provinzen Pattani, Yala und Narathiwat starben bei Anschlägen in den vergangenen Wochen rund 40 Menschen – darunter Soldaten, Polizisten, lokale Politiker und buddhistische Mönche. Zuletzt wurden Mittwoch nacht zwei Zivilisten und ein Polizist ermordet. Auch brannten mehr als 20 Schulen ab, weshalb über 600 andere vorübergehend geschlossen wurden.
Thailands Premier Thaksin Shinawatra ist zur Zeit wieder auf Dringlichkeitsbesuch im Süden. Allerdings sieht es nicht so aus, als ob seine Regierung die Probleme in den Griff bekommt. Thaksins jüngster Vorschlag ist der Bau eines Sperrzauns entlang der Grenze zu Malaysia, um mutmaßlichen muslimischen Separatisten den Zugang zu versperren.
Doch das dürfte zu kurz greifen. Kritiker monieren, die Regierung habe zu lange die Probleme im Süden ignoriert. Beobachter wie der Sicherheitsexperte Panitan Wattanayagorn geben zu bedenken, dass zunehmend Zivilisten zu Opfern werden. Als unbekannte Attentäter am 4. Januar ein thailändisches Armeelager stürmten, vier Soldaten töteten und hunderte Gewehre erbeuteten, hatte Thaksin nicht lange gefackelt: Er verhängte das Kriegsrecht in den besagten drei Provinzen und setzte Kabinettsmitgliedern eine Frist von sieben Tagen, innerhalb derer die Attentäter zu fassen seien. Das gelang nicht.
Es folgte eine gewalttätige Kettenreaktion, auf welche die Regierung mit martialischen Methoden wie Razzien in Koranschulen reagierte. Auch zwei verhaftete Islamlehrer musste die Polizei kurze Zeit später wieder freilassen. Die Fronten verhärteten sich so, dass führende Muslime der Regierung zeitweilig die Kooperation aufkündigten. Auch bei der jüngsten Verhaftung eines mutmaßlichen Führers der militanten „Pattani Mujahideen“-Gruppe fehlen Beweise.
Unklar ist weiter, wer eigentlich hinter der Gewalt steckt. Die Regierung, die zuvor stets verneint hatte, ein Terrorproblem im eigenen Land zu haben und zunächst von bloßem Banditentum sprach, benannte plötzlich muslimische Separatisten als Täter. Regionale und US-Geheimdienste glauben, dass das in Südostasien beheimatete Terrornetzwerk Jemaah-Islamiyah in Südthailand operiert. Doch lokale Experten vermuten eine Beteiligung von Polizei, Militärs und auch Aufständischen in regionale Schmuggelgeschäfte.
Am Mittwoch räumte Thaksin ein, dass mehrere hundert in die indonesische Unruheprovinz Aceh geschmuggelte Waffen aus einem thailändischen Armeelager stammten. Laut der Zeitung Thai Rath waren die bei dem Überfall am 4. Januar angeblich erbeuteten Gewehre schon Wochen zuvor verschwunden. Durch den Angriff sollte dies vertuscht werden. NICOLA GLASS
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