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Im Psychorausch

Der totale Freak-out ohne Happy End: Die amerikanische Folk-Kraut-Jazz-Combo Jackie-O Motherfucker im Magnet

Es könnte so schön sein in Amerika. Wenn es keinen George W. Bush gäbe, keine christlichen Fundamentalisten, keinen Rassismus. Wenn das Land beispielsweise vor allem von US-Superaufklärern wie Michael Moore oder Gore Vidal repräsentiert werden würde. Oder von Bands wie Calexico oder Friends Of Dean Martinez, die mit ihrem flirrenden Wüstensound ein idealisiertes Amerika verkörpern, so wie man es von den Happy Ends guter Westerns her kennt.

Auch Jackie-O Motherfucker aus Portland, Oregon, bohren sich tief hinein in die Mythologie traditioneller amerikanischer Musik. Sie räubern beim Folk und beim Blues, sie rekurrieren auf legendäre Typen von Skip James bis Robert Johnson, und sie beweisen dauernd: Bei uns stehen nur die ausgesuchtesten Folkways-Platten im Regal. Doch dem sechsköpfigen Kollektiv langt es nicht, nur eine weitere Art Neo-Countryfolkblues-Band zu sein. Es will mehr, es will alles: den totalen Freak-out und lieber kein Happy End. Die englische Musikzeitschrift Wire beschrieb in einer Titelgeschichte die musikalischen Entgrenzungsbemühungen der Band so: „Ihre Musik ist ein berauschendes psychedelisches Gebräu.“

Auch Jackie-O-Mastermind Tom Greenwood, der mit seinem Pferdeschwanz aussieht wie der letzte aller Hippies, weiß sich nur mit einem enormen Referenz-Spagat zu helfen. Alles geht, „alles von Funkadelic und der Carter Family hin zu Xenakis“. Obwohl es Jackie-O Motherfucker schon seit zehn Jahren gibt, können doch erst jetzt mehr als die üblichen 81 Fans weltweit mit ihrer Form improvisierten Splatter-Folks etwas anfangen. In England gibt’s einen kleinen Hype um die Band, Sonic Youths Thurston Moore hat eine ihrer Alben auf seinem eigenen Label herausgebracht, und bei ihren Auftritten muss die Band endlich auch ihr Bier nicht mehr selbst bezahlen. Hey, ho, let’s go!

   ANDREAS HARTMANN

Heute 21 Uhr, Magnet-Club, Greifswalder Allee, Prenzlauer Berg

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