NEUE FILME: Diese Woche neu im Kino
Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr
F 2003, Regie: Valeria Bruni Tedeschi. 110 Min
In dem Film „Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr“, Valeria Bruni Tedeschis Regiedebüt, dessen Hauptrolle sie sich selbst meisterhaft auf den schwangeren Leib geschnitten hat, geht es ums Reichsein, oder andersherum: um die Unmöglichkeit von Erlösung. Gleich in der ersten Szene sucht Federica einen Priester auf. Sie will beichten. „Was?“, fragt er. „Ich bin reich“, sagt sie. Das sei keine Sünde, eher ein Zustand, antwortet er und zitiert das Evangelium, in dem es heißt, eher gehe ein Kamel durchs Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel komme. 110 Minuten lang werden wir Federica nun bei dem Versuch zusehen, ein Kamel einzufädeln. Mag sein, dass sich die Regisseurin Bruni Tedeschi zu sehr um die Schauspielerin Bruni Tedeschi dreht. Mag sein, dass der Rhythmus des Films nicht ganz austariert ist. Seine Weisheit liegt jedoch darin, den Stoff, aus dem tragische Konflikte sind, mit melancholischer Leichtigkeit in der Schwebe zu lassen, ohne ihn ins Lächerliche zu ziehen. Der Film erlöst, weil er Lösung verweigert. Wir sind eben alle Amateure in Sachen Lebensbewältigung.
B. Aires – Sólo por hoy
Argentinien 2001, Regie: Ariel Rotter. 100 Min.
Fünf junge Menschen in Buenos Aires. Dass die eine WG bewohnen, erfahren wir später. Regisseur Ariel Rotter stellt uns die Protagonisten zuerst bei ihrer Arbeit vor, in schizophrenen Zwickmühlen zwischen Broterwerb und Selbstverwirklichung. „B. Aires – Sólo por hoy“ entwickelt seine Stärken, wenn Rotter den Erzählstrang seines Drehbuchs vernächlässigt, sich seinen Figuren und deren Alltag widmet: „Du bist das, was du jeden Tag tust.“ Er fokussiert den Augenblick, den man Erwachsenwerden nennt.
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