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„Einheit Skorpion“ rüstet für „totalen Krieg“

Polarisierung in Elfenbeinküste: Neue radikale Milizen rufen in Abidjan zum Kampf gegen „Söhne von Einwanderern“

BERLIN taz ■ Auf den T-Shirts standen die Kompanienamen: „Einheit Löwe“, „Einheit Skorpion“. 2.000 Jugendliche strömten am Ostersamstag auf einen Platz im Slumviertel Yopougon in der ivorischen Hauptstadt Abidjan, um unter Rufen wie „Für das Vaterland siegen wir!“ die neueste regierungstreue Miliz der Elfenbeinküste und ihren Kampf zum Erhalt des Regimes von Präsident Laurent Gbagbo vorzustellen. „Wir sind Gbagbos Armee“, sagte Charles Groguhet, Führer der „Gruppe der Patrioten für den Frieden“ (GPP) der Tageszeitung Le Jour und stellte klar: „Wir sind für den totalen Krieg.“

5.000 bis 6.000 Mann reklamiert die GPP, die sich nach den Worten ihres Führers als „Volksarmee“ im Kampf gegen die Rebellen begreift, die seit September 2002 den Norden und Westen der Elfenbeinküste beherrschen. „Die Rebellen sind mehrheitlich Söhne von Einwanderern“, so Groguhet, „aber wir denken, dass die Elfenbeinküste den Ivorern gehört.“ Ein Viertel der 15 Millionen Einwohner der Elfenbeinküste sind Einwanderer aus westafrikanischen Nachbarländern beziehungsweise deren Nachkommen.

Bei einer Pressekonferenz am vergangenen Dienstag nannte Groguhet als Ziel seiner Gruppe „die Befreiung der Elfenbeinküste vom neokolonialen Imperialismus durch den Kampf gegen seine lokalen Handlanger, die Söhne der Einwanderer“. Notwendig dafür sei der Tod von Alassane Ouattara, dem wichtigstenOppositionsführer des Landes. Im Jugendzentrum des Abidjaner Stadtteils Marcory präsentierte Groguhet der Presse Armeemitglieder, die sich der GPP angeschlossen hätten, während vor der Tür 1.500 Kämpfer der GPP-„Einheit Gazelle“ in Militäruniform marschierten.

Die GPP ist die radikalste der verschiedenen „patriotischen“ Milizen, die große Teile Abidjans faktisch beherrschen und Beziehungen zur Regierungspartei FPI (Ivorische Volksfront) oder gar direkt zum Präsidialamt unterhalten. Ihr Auftreten erinnert lokale Kommentatoren häufig an das der Hutu-Milizen in Ruanda vor dem Völkermord 1994. Ein UN-Untersuchungsbericht über regierungsnahe Todesschwadronen in der Elfenbeinküste nannte im Februar in bislang unveröffentlichten Annexen als Führer dieser Gruppen Patrice Bahi, Mitglied der Präsidialgarde, und Séka Yapo, enger Mitarbeiter von Präsident Gbagbos Ehefrau Simone. Zu den Todesschwadronen kommt die „Allianz junger Patrioten“, ein Bündnis radikaler Studenten und paramilitärischer Gruppen, die regelmäßig gegen den Friedensprozess demonstrieren. Die „Patrioten“ sind der GPP nicht radikal genug: „Versammlungen und Demonstrationen sind passé“, findet Milizenchef Groguhet.

Die neue Truppe tritt nicht zufällig gerade jetzt in Erscheinung. Kurz vor Ostern traten erstmals Rebellenpolitiker in die neue ivorische Regierung ein, die bei Friedensverträgen im Januar und März vereinbart worden war. Die radikalen Gbagbo-Anhänger haben diese Verträge nie akzeptiert und sind jetzt erbost darüber, dass Rebellen als Minister nach Abidjan kommen.

Dass gestern zum wiederholten Male ein Waffenstillstand zwischen Regierung und Rebellen proklamiert wurde, beeindruckt die radikalen Gruppen nicht. Teilnehmer an Friedensgesprächen, so Milizenchef Groguhet, seien „Renegaten und Verräter“. Aus Sicht dieser Teile des Regierungslagers ist die nächste Kriegsrunde nur noch eine Frage der Zeit. DOMINIC JOHNSON

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