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Neue Blickachse von Manet bis Feuerbach

Wald-Forum erforderte Umstrukturierung: Neuhängung der Sammlung im Kunsthallen-Altbau abgeschlossen

Umhängungen des festen Bestandes bringen neue Bezüge in eine Sammlung und erlauben frische Blicke auf Bekanntes. In der Hamburger Kunsthalle wurde es schon wegen des neuen Zugangs über das Hubertus-Wald-Forum notwendig, die Bilderfolgen dem neuen Rundgang anzupassen. Zudem brauchen durch das neue Forum nicht mehr ganze Saalfolgen für Ausstellungen ausgeräumt zu werden. So setzt die soeben fertig gestellte Neuhängung der Sammlung nun eine stabile Qualität, für die auch neue Folder gedruckt wurden.

Knapp 500 Bilder wurden in den beiden Altbauten verrückt, etwa 20 sind neu zu sehen: Neuerwerbungen, neue Leihgaben und wieder aus dem Depot geholte Bilder. Auffällig ist das neue Otto-Dix-Kabinett: Die Kartons für das Dresdner Triptychon Der Krieg samt zweier alternativer Seitentafeln bilden nun einen Extraraum innerhalb der klassischen Moderne. Auch im Raum der Expressionisten hängen mehrere Leihgaben, darunter die lange verschollen geglaubte Graue Landschaft von Karl Schmidt-Rottluff.

Trotz einer Mischung aus chronologischer und thematischer Hängung sind die Übergänge und Raumfolgen transparenter geworden. Das Erdgeschoss weist nun neben dem Gang mit Kunst aus Hamburg eine neue Saalfolge mit den deutschen Impressionisten Corinth, Liebermann und Slevogt auf. Dem Saal mit dem riesigen Makartgemälde Der Einzug Kaiser Karls V. in Antwerpen sind jetzt die zeitgleichen Symbolisten und Salonmaler zugeordnet.

Überhaupt wird die französische Malerei stärker gewichtet. Manets Reiter im Bois de Boulogne ist jetzt eine zentrale Stelle im neuen Ecksaal der Franzosen eingeräumt. Dort hängen nun auch die Stillleben von Courbet, Renoir und Monet zum direkten Vergleich nebeneinander, und Manets Nana schaut kokett durch die Flucht der benachbarten Räume des deutschen 19. Jahrhunderts zu den nackten Göttinnen des Parisurteils von Anselm Feuerbach.

Einzigartiger Schwerpunkt der Kunsthalle bleiben daneben die jeweils ganzen, ebenfalls neu gehängten Räume, die Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge gewidmet sind. Sie sind an sich schon immer eine kleine Sonderausstellung. Und so ist es sicher auch ein Anliegen der Neuhängung, die fast jeden Tag zugänglichen Schätze wieder stärker in den Blickpunkt zu rücken. Hajo Schiff

Di–So 10–18, Do bis 21 Uhr; Kunsthalle. Drei Eingänge, drei Shops, zwei Cafés, viel Kunst.

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