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Hasta la vista und au revoir

Die romanische Buchhandlung „Andenbuch“ in Charlottenburg muss nach fast zwanzig Jahren schließen. Der Inhaber sucht jetzt Partner für eine Neueröffnung mit Schwerpunkt Internetversand

von BARBARA BOLLWAHN DE PAEZ CASANOVA

Acabado, terminado, terminé, finito, s-a terminat, finit – Spanisch, Portugiesisch, Französisch, Italienisch, Rumänisch und Katalanisch – das „Andenbuch“ in Charlottenburg, die Spezialbuchhandlung für romanische Literatur, schließt nach fast zwanzig Jahren.

Thomas Rübens, gebürtiger Uruguayer und seit 1986 Inhaber des „Andenbuch“, das von politischen Flüchtlingen aus Argentinien und Chile gegründet worden war, will nicht sang- und klanglos zumachen. Deshalb läuft bis Ende Mai ein Räumungsverkauf. Neuerscheinungen in Originalsprache, Belletristik, Lehrbücher, Kinderbücher und Wörterbücher gibt es mit bis zu 20 Prozent Rabatt.

Die Schließung ist ein großer Verlust – sowohl für Privatkunden als auch für öffentliche Einrichtungen wie Universitäten oder Sprachinstitute. Bis 1996 hatte das Geschäft, das zuvor in der Knesebeckstraße war, jährliche Zuwächse. Dann ging es langsam aber beständig zurück. Als Ursachen sieht der 59-jährige Rübens, von Beruf Architekt, die zunehmende Arbeitslosigkeit und Kürzungen bei Bibliotheken und Universitäten. Als im vergangenen Jahr Kiepert in der Hardenbergstraße zumachte, verlor er nochmals Kunden. „Die schickten uns immer ganz kollegial Leute“, sagt Rübens.

Im „Andenbuch“ kamen viele bekannte Schriftsteller vorbei. Mario Vargas Llosa aus Peru, Eduardo Galeano aus Uruguay oder Isabel Allende aus Chile. Aber auch Politiker, wie Innenminister Schily von der Toskanafraktion, deckten sich mit Literatur ein. Für Nostalgie hat Rübens in den Wochen der Räumung keine Zeit. Doch er weiß jetzt schon, dass ihm die Bücher, die Lesungen und die Kunden fehlen werden. Nur etwas „Gutes“ bringt ihm die Schließung: „Eine Befreiung von dem Druck.“

Vor dem Laden steht ein Ständer mit Postkarten. Auf einer ist der Satz „Deine wirkliche Aufgabe ist es, deine Träume zu retten“ zu lesen. Das trifft irgendwie auch auf Thomas Rübens zu. Denn mit der Schließung des „Andenbuch“ ist für ihn das Kapitel romanische Literatur keineswegs beendet. Er denkt über eine Neueröffnung nach: Ein kleinerer Laden, vielleicht in Prenzlauer Berg, Mitte oder Friedrichshain – mit Schwerpunkt auf Internetversand.

„Andenbuch“, Goethestr. 69, Mo. bis Mi. 10 bis 19 Uhr, Do., Fr. bis 20 Uhr,Sa. bis 16 Uhr, Tel.: 3 12 70 61,andenbuch@compuserve.com

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