: Serbischer Mob schleift Belgrads Moschee
Albaner greifen serbische Enklaven an, in Belgrad und Nis toben serbische Nationalisten. Die Polizei: machtlos
BELGRAD taz ■ Es sei eine „Nacht der langen Messer“ im Kosovo, berichteten gestern serbische Medien. Minütlich wurden Nachrichten vom „Exodus“ der Serben, über in Brand gesetzte Dörfer und serbisch-orthodoxe Klöster gesendet. Alle serbischen Enklaven im Kosovo seien von albanischen Extremisten umzingelt und angegriffen worden.
Es dauerte nicht lange, bis sich einige hundert serbische Hooligans vor der alten Bajrakli-Moschee im Zentrum Belgrads versammelten. „Kosovo! Kosovo!“, schrien die teilweise betrunkenen Demonstranten und bewarfen die Moschee mit Steinen. Vergebens versuchte eine Sondereinheit der serbischen Polizei den Mob aufzuhalten. Nach kurzem Kampf wurde die Polizei verdrängt und die Moschee in Brand gesetzt. Es gab mehr als dreißig verletzte Polizisten. Die Demonstranten verhinderten ein Eingreifen der Feuerwehr.
Nicht einmal der bekannte serbisch-orthodoxe Erzbischof Artemije, der zur Moschee eilte und auf die aufgebrachten Menschen einredete, konnte die Lage beruhigen. Politiker appellierten an die Bevölkerung, Ruhe zu bewahren, und verurteilten die Zerstörung der Moschee.
Auch die Moschee in der südserbischen Stadt Nis wurde von Randalierern demoliert und in Brand gesetzt. In Serbien leben rund 100.000 Flüchtlinge aus dem Kosovo. „Patriotische Kräfte“ forderten den Einsatz serbischer Truppen in der Provinz, um die „wehrlose serbische Bevölkerung“ zu verteidigen. „Die islamische Gemeinschaft in Serbien existiert nicht mehr“, rief sichtlich erschüttert der Belgrader Mufti Hamdija Jusuf Spahic.
In Belgrad herrscht wegen der massiven Angriffe der Albaner auf serbische Enklaven im Kosovo Ausnahmezustand. Der albanische Separatismus habe seine wahre Natur gezeigt, erklärte Ministerpräsident Vojislav Koštunica nach einer Sondersitzung der serbischen Regierung.
Koštunica betonte, Belgrad seien im Kosovo aufgrund der UN-Resolution 1244 die Hände gebunden. Die Verantwortung für die Sicherheitslage in der Provinz trügen die UN-Zivilverwaltung Unmik und die KFOR.
ANDREJ IVANJI
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