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Bald weißer Rauch

Baubeginn am Sandtorkai soll „Phase der kontinuierlichen Realisierung“ der Hafen-City einleiten. Von Beust verspricht schnellere Genehmigung

4000 Euro pro Quadratmeter – für von Beust kein Schicki-Micki-Viertel

von GERNOT KNÖDLER

Zwei Jahre nach Anhandgabe der Grundstücke ist gestern offiziell mit der Bebauung des Sandtorkais in der Hafen-City begonnen worden. Die lange Planungszeit begründete Jürgen Bruns-Berentelg, Geschäftsführer der Gesellschaft für Hafen- und Standortentwicklung (GHS), mit den technischen Schwierigkeiten, die die Errichtung einer gemeinsamen Warft für die Projekte von acht Bauherren mit sich bringe (taz hamburg berichtete). Es wurden aber auch Mängel in den Entscheidungsprozessen der Verwaltung offenbar. Bürgermeister Ole von Beust (CDU) versprach, Abhilfe zu schaffen.

Die ungewöhnlich lange Planungszeit habe nichts mit Problemen der Vermarktung zu tun gehabt, versicherte Bruns-Berentelg. Die Hälfte davon gehe auf das Konto technischer Abstimmungsschwierigkeiten. Offenbar taten sich die Behörden schwer damit, diesen Bauabschnitt zu bewältigen. Probleme bereiteten insbesondere der gemeinsame Hochwasserschutz und die restaurierte, denkmalgeschützte Kaimauer. „Ich glaube, dass wir alle sehr viel gelernt haben an diesem Grundstück“, sagte Jan Petersen von der Firma Aug. Prien Immobilien.

Von Beust kündigte an, dass er nicht zulassen wolle, dass die Hakelei zwischen Behörden Projekte verzögere und er sich auch persönlich einschalten wolle. Notfalls müsse man die Verhandlungspartner „einschließen und erst wieder herauslassen, wenn eine Lösung gefunden ist“. Der Bürgermeister erklärte es für denkbar, alle Beteiligten in 14-tägigem Rhythmus zu versammeln. So könnten Probleme erkannt und unter Vermeidung der komplizierten Geschäftsgänge in den Behörden schnell gelöst werden. Von Beust kündigte an, er werde demnächst wohl den Aufsichtsratsvorsitz der GHS übernehmen.

Bereits am gegenüberliegenden Dalmannkai soll alles schneller gehen. Dort seien kürzlich zwei Architekturwettbewerbe für Wohnhäuser der Investoren Wernst / Albis und der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille abgeschlossen worden, sagte Bruns-Berentelg. Innerhalb von drei Monaten rechne er mit einer Baugenehmigung, so dass in fünf bis sechs Monaten mit den Bauten begonnen werden könne.

Der erste Wettbewerb für den Dalmannkai wurde vor gut einem Jahr entschieden. Dort will die Firma P&T Technology 2004 bauen. Für den geplanten Media-City-Port, der den benachbarten Kaispeicher A ersetzen soll, rechnet Bruns-Berentelg mit einem Bauvorbescheid in zwei Wochen.

Von Beust wies darauf hin, dass nicht jedes Areal so kleinteilig entwickelt werden müsse wie der Sandtorkai. Die GHS könne auch große Areale an einen Investor vergeben. Das vereinfacht das Verfahren, kollidiert aber möglicherweise mit der erklärten Absicht, mit der Hafen-City ein vielfältiges, lebendiges Quartier zu schaffen. Am Sandtorkai habe sich dieses aufwändige Verfahren gelohnt, lobt sich die GHS: „Durch die Kleinteiligkeit der Bauherrenstruktur entsteht hier ein interessanter, vielfältiger Stadtraum mit einem breit gefächerten Angebot an Wohnungen und Büros“, schreibt sie.

Drei der acht Häuser am Sandtorkai sind als reine Bürohäuser geplant, der Rest mit einer Mischung aus Büros und Wohnungen, von denen wiederum 25 Prozent vermietet werden sollen. Die Eigentumswohnungen werden zwischen 3500 und 4000 Euro pro Quadratmeter kosten: „Es soll“, versicherte von Beust dennoch, „kein Schicki-Micki-Viertel werden.“

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