bilanzen, teil 4: Der Dienende
Gegen den Bremer Finanzsenator Hartmut Perschau lässt sich nicht viel sagen. Sein Berufsethos ist das eines Soldaten, immerhin hat er es vor seiner politischen Karriere bis zum Major gebracht. In soldatischer Treue dient er seitdem seiner Partei wie seinem jeweiligen Amt. Von seinem Kollegen Kuno Böse werden im Spiegel die Worte kolportiert, man könne Bremen gut auch auflösen. Sein Senatskollege Josef Hattig erklärt, das Sanierungsziel sei 2005 nicht erreichbar. Sein Staatsrat spekuliert darüber, dass man nur mit einer Klage aus Berlin noch weiter Geld bekommen könne – allein der Parteisoldat bleibt treu bis zum letzten Tropfen bei der verabredeten Sprachregelung: Er vertraut einem Brief des Kanzlers. Während andere Politiker mit mehr oder weniger Erfolg unverwechselbare Züge einer politischen Persönlichkeit entwickeln, ist Perschau von seinem Amt kaum zu trennen. Immerhin hat er eine richtige Web-Site. Dort sind die aktuellen Wahlkampf-Termine nachzulesen, das beginnt zum Beispiel heute mit einem Grußwort vor dem Verband der Bürgschaftsbanken und endet „ab 21 Uhr“ mit einem Matjesessen in Huchting. Auf den Plakaten präsentiert sich der 61-Jährige eher leger, seine Homepage verrät über ihn persönlich nur, dass er zwei Töchter hat, mit seiner Frau gern radelt und mit Hund Lilly spazieren geht. Wer den Sozialdemokraten Henning Scherf weiter als Regierungschef haben will, der muss Perschau wählen, das etwa ist seine Wahlkampf-Botschaft. Dass er selbst erster Mann werden möchte, würde ihm nie über die Lippen kommen. Als noch Finanzsenator Nölle das „vierbeinige Harmonium“ mit dem ersten Bürgermeister bildete, waren von Perschau ketzerische Worte zu hören über mangelndes eigenes Profil an der Spitze. Perschau hat mit dem Amt des Vize-Bürgermeisters auch die harmonische Rolle übernommen: Der Spitzenkandidat der CDU will kein Herausforderer sein für den Spitzenkandidaten der SPD. Klaus Wolschner
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