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Schrankwand vs. Entstauchung: Der Fotoband „Plattenbau privat“ zeigt, wie antimodern heute im Wohnungstyp „P 2“ gelebt wird

Hinter der charmefreien Betonfassade eines Wohnblocks in Berlin-Lichtenberg verwirklichte sich 1961 der avantgardistische Traum vom variablen Wohnen. Die städtebauliche Neuheit „P 2“ galt als radikaler Gegenentwurf zur Plüsch-und-Plunder-Ästhetik der Ulbricht-Ära. Eine Gruppe junger Architekten, Bauingenieure und Raumgestalter erarbeitete einen Wohnungstyp, der auf Transparenz und Funktion setzte. Der Verzicht auf tragende Wände und die Befreiung der Küche aus ihrer Isolation trugen den veränderten gesellschaftlichen Realitäten wie der weiblichen Berufstätigkeit Rechnung. Doch dann kam es anders. „P 2“ wurde zwar zum wohnungsbaulichen Standard der DDR. Dem Ideal von räumlicher Entstauchung begegneten die Bewohner jedoch mit der Schrankwand. Die Fotografinnen Susanne Hopf und Natalja Meier dokumentieren mit 60 Aufnahmen von aktuellen „P 2“-Interieurs das Scheitern einer sozialen Utopie. Das variable Wohnen hat sich als Fiktion erwiesen. Üppige Ausstattungen, Holzvertäfelungen und antimoderne Möbelbombastik dominieren. Der kleine Band erzählt die Geschichte einer Alltagskultur zwischen künstlerischem Ideal und individueller Umdeutung. KATHARINA TEUTSCH

Susanne Hopf u. Natalja Meier: „Plattenbau privat“. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 2004, 144 S., 127 Abb., 19,90 €

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