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Partisanenkrieg

Mobilmachung in Bremen Nord: Die Vegesacker Kuba-Krise beschert Trägerverein rasanten Mitglieder-Zuwachs

Über die Forderung, den gesamten Vorstand um Udo von Stebut neu zu besetzen, entscheiden heute Abend die Mitglieder des Vereins Kulturbahnhof (kuba). Für einen entsprechenden Antrag wollen 11 der bislang 19 registrierten Vereinsangehörigen stimmen. Sie verzeihen es von Stebut nicht, dass er den künstlerischen Leiter der Vegesacker Einrichtung, Hans König, ausgebootet hat.

Das wäre eine klare Mehrheit – gäbe es nicht plötzlich eine regelrechte Flut von Aufnahmeanträgen: Mehr als 40 Personen wollten sich in den vergangenen Wochen registrieren lassen. Rund 30 von ihnen gelten als Anhänger der Werkstattarbeit des geschassten künstlerischen Personals, nur ein Viertel der Antragsteller wird von Stebut zugerechnet. Doch allem Anschein nach gilt für letztere eine höhere Dringlichkeitsstufe: So erhielten diverse Stebutianer kürzlich die Vereinsmitgliedschaft. Mit dem Argument, der Vorstand könne darüber frühestens im April entscheiden, wurde hingegen André Bahro vertröstet. Der gehört zu den Parteigängern Hans Königs.

Der hat ob dieser Vorgänge sein bisheriges Schweigen gebrochen. In einem Offenen Brief erläutert der Mitgründer des Théâtre du Pain, wie es aus seiner Sicht zum Bruch in Vegesack kam: „Mir wurde bereits im Dezember 2003 nahe gelegt, die künstlerische Leitung an den Vorstand abzugeben und auf Honorarbasis weiterzuarbeiten“, schreibt König. Er hätte an „anderen Orten proben“ sollen. Ebenso hätten von Stebut und Co gefordert, die Bühnenbilder „an anderen Orten“ zu bauen.

Als förderungswürdig gilt der kuba wegen seines Werkstatt-Konzepts. Doch von dem ist laut König nicht mehr viel übrig: „Die Leitung dieses Hauses hat dafür gesorgt, dass heute kein Künstler mehr fest in der Kulturwerkstatt Kuba arbeitet.“ Der vom Vorstand erweckte Eindruck, man wolle das Werkstattkonzept fortführen, sei falsch. So habe von Stebut „intern mehrfach darauf hingewiesen“, dass er eine Umsteuerung in Richtung Gastspielbetrieb plane. Die Werkstattarbeit hätte „in den Hintergrund treten“ sollen.

Zwar bestreitet von Stebut Königs Darstellung. De facto gibt es aber fast keine „Werkstätten“ mehr im Programm. „Wird der jetzige Kurs des Kuba so weitergefahren, werden sich die Profile von Kuba mit denen des Bürgerhauses und des KITO überschneiden. Dieses wird die Spannungen in der Norder Kulturszene nicht abbauen sondern verstärken“, warnt König. Kawe/bes

Der Brief im Netz: www.mehr-dazu.de

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