silke burmester: Motorsport mit Dick und Doof
Was der Herrgott von ARD und ZDF trennte, will nun der Teufel der Unterhaltung zusammenführen: Kerner und Beckmann
Die beiden Fernsehtalker, die im Gespräch mit ihren Gästen über kaum mehr Fähigkeiten verfügen als die Umluftfunktion eines Backofens, warme Luft im geschlossenen Raum herumzuwirbeln, vereinen sich für etwas, das ihnen vielleicht mehr liegt: der Präsentation der DTM-Tourenwagen.
Bei der Gala im Hamburger Rathaus am kommenden Montagabend geht es vor allem um eines: Hubraum, Pferdestärken und quietschende Reifen. Auto-Quartett zum Anfassen.
Es ist eine Veranstaltung, wie sie sich ein Politainment-Bürgermeister wie Ole von Beust nur wünschen kann. „Persönlichkeiten aus Sport, Wirtschaft und Politik“, so der Pressesprecher des Veranstalters ITR, kommen zu diesem „festlichen Empfang“ zusammen.
Es werden die üblichen Verdächtigen wie Uwe Seeler und Michael Stich feines Futter kriegen, während Beckmann und Kerner ehemalige Formel-1-Piloten wie Heinz-Harald Frentzen, die Sportchefs der Autofirmen und den ein oder anderen Cheftechniker darüber ausquetschen, wie es sich anfühlt, so einen tollen Wagen zu fahren, oder wie man es schafft, den Motor tatsächlich fünf Gramm leichter zu konzipieren als in der letzten Saison. ARD und ZDF werden über das Großereignis berichten, auch wenn man in der ZDF-Pressestelle am Donnerstagvormittag nichts über die Aktivitäten des Herrn Kerner weiß. ITR wird den Auftritt der beiden weltweit Fernsehstationen zur Ausstrahlung zur Verfügung stellen. Kostenlos.
Wer nun fürchtet, die beiden könnten als „dämliches Doppel“ oder „Dick und Doof der Moderation“ das Bild vom Deutschen prägen, wie einst Derrick im Ausland das Bild des deutschen Polizeibeamten formte, sei beruhigt. Brumm-brumm, räng-räng und heiße Luft, das ist die Ebene, auf der die Beckmann-Kerner-Buben zu Hause sind. Da machen sie nichts falsch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen