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Leuchtender Kanzler

Illustre Gästeschar lässt das Bismarck-Denkmal im Alten Elbpark in neuem Licht erscheinen

Im weißen Mercedes ließ Fürst Ferdinand von Bismarck sich vorfahren. Standesgemäß begrüßten die Gäste der Illumination des Bismarck-Denkmals am Mittwochabend den Urenkel des „Eisernen Kanzlers“ mit diskretem Applaus. „Ihre Durchlaucht, darf ich Sie bitten“, bat ein Vorstandsmitglied des „Bund für Denkmal-Erhaltung“ den Ehrengast. Zusammen mit dem Immobilien-Mogul Willi Bartels schaltete der Fürst um 22 Uhr die zwölf Scheinwerfer im Alten Elbpark an.

Über 200 Gäste, meist im feinen Tuch, mehrere mit Burschenschaftsmütze, und einige im Neonazi-Outfit, waren erfreut. „Wunderbar“, schwärmte eine ältere Dame in oberschlesischer Tracht, ein junger Mann mit Schmiss murmelte „toll“. Doch unter den Gästen waren nicht nur Verehrer des „Reichsschmiedes“. Kaum hatte der Fürst begonnen, dem einfachen Volk den „Patriotismus“ für „Volk und Vaterland“ ans Herz zu legen, erschallte „Nie wieder Deutschland“. Denn trotz enger Absperrungen durch die Polizei waren einige Gegendemonstranten bis zum Denkmal gelangt.

Über 250 Demonstranten waren einem Aufruf der PDS und der Asten gegen die Illuminierung gefolgt, weil der Bund zusammen mit der rechtsextremen Burschenschaft Germania die Inszenierung ausrichtete. „Das wird kein rechter Wallfahrtsort“, beteuerte der Leiter des Bezirksamtes Mitte, Markus Schreiber (SPD), der taz vor Ort.

Wenige Minuten zuvor indes hatte ein Neonazi zwischen Erbsensuppen- und Bierstand einen Fotografen angegriffen. Die Polizei mußte einschreiten. Nach Ende der Veranstaltung, so Augenzeugen, hätten an die 15 Neonazis am Parkrand versucht, „Linke“ anzugreifen. Erneut schritten die Beamten ein. Ein Polizeisprecher konnte den Vorfall noch nicht bestätigen. as

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