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Volles Risiko auch für die kleinen Sparer

Ab heute gibt es eine neue Variante, Geld anzulegen: Hedge-Fonds. Aber nur wer Abenteuer mag, sollte investieren

HAMBURG taz ■ Finanzminister Hans Eichel (SPD) warnt: Bei diesen Investmentfonds müssen Anleger bereit sein, auch einen Totalverlust des eingesetzten Kapitals hinzunehmen. Wer dieses Risiko sucht, kann sich seit heute am ersten Hedge-Fonds nach neuem deutschem Recht beteiligen. Dafür müssen mindestens 104 Euro an DWS Investment gezahlt werden, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bank.

Hinter dem Wort „Hedge“ steckt „auf Nummer sicher gehen“. Tatsächlich handelt es sich aber um eine brisante Geldanlage: Mittels Termingeschäft wird gewettet auf Dollar oder Rubel, auf arabisches Öl und bayerische Schweinehälften oder auf den Kurs der Allianz-Aktie im Juni 2004, und dies radikal. Sogar auf den zukünftigen Verlust einer Währung oder Aktie wird getippt. Dazu leihen sich die Fondsmanager von Börsenbrokern etwa Siemens-Aktien, die sie als überbewertet einschätzen, und verkaufen sie. Dann hoffen die Spekulanten auf fallende Kurse, um später Siemens-Aktien billig einzukaufen und dem Broker Siemens-Aktien zurückzugeben.

Erst das im Januar in Kraft getretene Investmentgesetz räumt Fondsgesellschaften die Möglichkeit ein, Produkte aufzulegen, die in ihren Anlagemöglichkeiten derart frei sind. Die Manager können in nahezu alle Märkte investieren, und ihnen stehen alle bekannten Finanzinstrumente zur Verfügung. Sei dürfen dazu sogar zusätzliche Kredite aufnehmen. Dachfonds, wie der nun gestartete „DWS Hedge Invest Dynamic“, investieren ihrerseits in solche Risikofonds und eröffnen damit erstmals auch Amateuranlegern diese selbst im Vergleich mit Aktien gewagte Welt. Eichel ermöglichte diese Neuinszenierung, um „die Attraktivität des Investmentstandortes Deutschland“ zu steigern. Die SPD-FDP-Regierung 1974 hatte solche Geldgeschäfte noch verboten, weil sie wirtschaftliche Krisen befürchtete.

Weltweit wird heute schon doppelt so viel Kapital hochriskant angelegt wie im Jahr 2000. Den bislang größten Flop landete 1998 ein damaliger Star der Szene, der Hedge-Fonds LTCM. Fünfzehn amerikanische und europäische Geldgiganten, darunter die Deutsche Bank, kostete die Pleite fast 4 Milliarden Dollar.

Trotzdem ist die Wirkung der Fonds auf die internationalen Finanzmärkte umstritten. So können sie auch zur Risikoabsicherung gegen Kursverluste eingesetzt werden. Unterm Strich sind Hedge-Fonds ein Nullsummenspiel, zu jedem Gewinner gehört auf der anderen Seite ein Verlierer. HERMANNUS PFEIFFER

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