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Roma demonstrieren für Grenzübertritt

600 Flüchtlinge aus dem Kosovo wollen von Mazedonien aus die Einreise nach Griechenland erzwingen

SPLIT taz ■ Über 600 Roma demonstrieren derzeit an der mazedonisch-griechischen Grenze. Unter freiem Himmel kampierend und eingekreist von mazedonischer Polizei fordern die aus dem Kosovo geflüchteten Ashkali und Ägypter die Einreise nach Griechenland.

Die mehr als 3.000 nach dem Einmarsch der Nato im Kosovo 1999 von Albanern vertriebenen und nach Mazedonien geflüchteten Menschen können in dem wirtschaftlich am Boden liegenden Land keine Arbeit finden und sind unter erbärmlichen Zuständen untergebracht. Vor allem Kinder und alte Menschen sind betroffen, viele sind angesichts der hygienischen Verhältnisse krank geworden, Todesfälle häufen sich. Weder die griechische noch die mazedonische Regierung zeigen sich bisher bereit, den Forderungen der Demonstranten nachzukommen.

Die Volksgruppe sitzt buchstäblich zwischen Baum und Borke. Nach Griechenland dürfen sie nicht und Mazedonien will keine Lösung herbeiführen. Zudem halten sich die Institutionen der internationalen Gemeinschaft bedeckt. Es wird zwar mehr schlecht und recht für humanitäre Hilfe gesorgt, doch politische Unterstützung für die Belange dieser Menschen, die nach Angaben der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ aus 19.000 Häusern in 75 Dörfern und Wohnvierteln vertrieben wurden und jetzt in Mazedonien, Serbien oder Montenegro leben, gibt es nicht.

„Weil die Leute aus dem Kosovo kommen, liegt es vor allem an der UNO, die das Kosovo verwaltet, eine Lösung für diese Menschen durchzusetzen“, erklärt Mirjana Najchevska vom Helsinki-Komitee für Menschenrechte in Mazedonien. Auch andere Menschenrechtler beklagen, dass die UN-Mission in Bezug auf die Rückkehr von Vertriebenen wenig effektiv arbeitet. Millionen Euro würden für die internationale Polizei und für Flüchtlingsrückkehr ausgegeben, doch immer noch sei es für diese Menschen unmöglich, in ihre Heimat zurückzukehren.

Die UN-Mission im Kosovo jedoch winkt ab. Im Pressebüro in Prishtina ist der Konflikt kein Thema. Die Demonstration finde an der mazedonisch-griechischen Grenze statt, das Kosovo sei nicht direkt betroffen. Für Mirjana Najchevska ist das Verhalten der UN ein Skandal, „die UN-Mission im Kosovo ist verantwortlich, es handelt sich um Bürger Kosovos und damit um Menschen, um die sich die UN-Verwaltung kümmern muss“. Najchevska sieht auch andere Institutionen, wie die OSZE und die EU, in der Pflicht, aktiv zu werden. Doch bisher hätten auch diese Institutionen nichts unternommen. Das Helsinki-Komitee hat die Regierung Mazedoniens aufgefordert, in Verhandlungen mit Griechenland schnell eine Lösung anzustreben. Doch auf die am Montag unterbreitete Petition ist noch keine Reaktion erfolgt. ERICH RATHFELDER

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