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Magenschmerzen wegen Euro

Gestern erreichte die Währung einen neuen Rekord von über 1,19 Dollar. Industrieverband warnt vor Exporteinbußen. Hoffnung auf Zinssenkung steigt

BERLIN taz/ap ■ Der Euro hat gestern einen neuen Höchststand erreicht. Um die Mittagszeit kostete ein Euro mehr als 1,19 Dollar.

Für den Höhenflug des Euro gibt es nach Meinung der Analysten mehrere Gründe: Erstens deutete US-Finanzminister John Snow in letzter Zeit mehrfach an, dass ein schwacher Dollar gut für die amerikanischen Exporte sei. Kapitalanleger befürchten nun, dass die US-Regierung den Dollar bewusst schwächen wolle – und legen ihr Geld lieber in Euro an.

Zweitens liegen die Zinsen mit 2,5 Prozent in der Eurozone höher als in den USA, wo sie nur 1,25 Prozent betragen. Und drittens schaut mit einem Mal alle Welt auf das amerikanische „twin-deficit“ – ein Loch in der Leistungsbilanz und im Haushalt gleichzeitig.

Experten halten derzeit sogar einen Euro-Kurs von 1,30 Dollar für möglich – und warnen. „Das ist eine Belastung“, sagte Michael Rogowski, der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, gestern. „Jeder Cent, der über eins zu eins liegt, verstärkt meine Magenschmerzen.“ Weil die Exporte durch den starken Euro immer teurer werden, fürchtet die Industrie weniger Aufträge und Gewinne.

Der Druck auf die Europäische Zentralbank, die Zinsen weiter zu senken, nimmt daher zu. Volkswirte gehen zum Teil von einem „großen Zinsschritt“, also einer Senkung auf zwei Prozent aus. Der österreichische Finanzminister Karl Heinz Grasser erwartet niedrigere Zinsen schon Anfang Juni.

Der DAX reagiert bereits auf den starken Euro. Aktienverkäufe führten auch gestern wieder zu Kursverlusten an den Aktienmärkten. Bis zum frühen Nachmittag fiel der Deutsche Aktienindex um knapp zwei Prozent auf 2.778 Punkte.

KATHARINA KOUFEN

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