: Die Party als Kostenstelle
Gerade im Revier gibt es Insolvenzen bei soziokulturellen Zentren. Spezialisierungen im Programm sollen da helfen
Ruhr taz ■ Ende März hat die Insolvenzverwaltung des soziokulturellen Zentrums Altenberg in Oberhausen den kompletten Geschäftsbetrieb eingestellt. Bei Ethno-Art in Essen arbeitet der Insolvenzverwalter noch. Das HundertMeister in Duisburg ist dem Ende nur knapp entronnen. Aber die Zeche Carl in Essen feiert ihr 25-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumsprogramm am 1. Mai. In Bochum hat der Bahnhof Langendreer angebaut und sein Programm erweitert. Gibt es eine Zwei-Klassen-Gesellschaft bei der Soziokultur?
„Nein“, sagt Willi Overbeck, der die Zeche Carl 1979 mitbegründet hat. Wichtig sei, dass eine Stadt erkennt, welchen Stellenwert ihr soziokulturelles Zentrum hat. Essen sichere den Betrieb zu einem Viertel mit, dafür habe der Stadtteil auch wenig soziale Konflikte. „Doch der Druck wird immer größer“, sagt Johannes Brackmann, Geschäftsführer des Grend in Essen. Am letzten Wochenende wurde deshalb bei der Tagung der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur in Nordrhein-Westfalen (LAG NW) ein Unternehmensberater und Insolvenzverwalter eingeladen, der den Beteiligten die Verfahren und die mögliche Verhinderung von Insolvenzen erklärt habe. Angesichts der Kürzungen im Landeshaushalt sei das notwendig gewesen, sagt Brackmann. Viele Zentren verschwiegen ihre Not und dann käme der große Hammer. Das Grend habe sich besonders auf ihre Theateraufführungen konzentriert und zöge damit Besucher aus ganz NRW. Spezialisierungen seien eine Option für die Zukunft. Auch Brackmann glaubt, dass gerade die soziokulturellen Zentren Probleme bekämen, die über keine ausreichende Finanzierung verfügten.
Der Blick auf die betriebswirtschaftliche Entwicklung eines Zentrums sei lebensnotwendig, ergänzt Pfarrer Overbeck. Parties mit Gastronomie seien der rentierliche Teil des soziokulturellen Unternehmens: „Die muss jeder Geschäftsführer als wichtigste Kostenstelle begreifen und reagieren, wenn die Zahlen sinken.“ Kultur sei immer nur Zuschussgeschäft. „Auch weil die Projektmittel vom Land um 70.000 Euro gekürzt wurden“, sagt Rainer Bode, Geschäftsführer der LAG NW. PETER ORTMANN
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