: Ihr sollt Segen haben
Zur Vergewisserung seiner Glaubensgemeinschaft: Beim Pfingstpoptreffen im Magnet darf man auf die Aussendung einer tüchtigen Portion des Geistes von Indierock hoffen
Manche Sachen muss man eben geduldig immer wieder neu erklären: Pfingsten! Das ist also die Aussendung des Heiligen Geistes, und auf seinen Weg durch den Äther wurde er geschickt, um Person, Wort und Wirken Jesu Christi lebendig zu halten. Das darf man gleichfalls als Startsignal für die Missionsarbeit betrachten, weswegen Pfingsten gern als eigentlicher Geburtstermin der Kirche genannt wird. So weit der Katechismus, in dem nach gutem Brauch auch andere Glaubensgemeinschaften schmökern dürfen. Wie die Kirche, die sich um den Indierock geschart hat: Pfingsten ist das beste Datum, um im festlichen Rahmen den Geist zu beschwören, und die wahren Frommen tun gerade an diesen Tagen gut daran, auch der Märtyrer der Sache zu gedenken. Weil Pfingsten doch – der Geist in Taubenform – recht flugtechnisch gedacht ist: Also eine Schweigeminute für Buddy Holly, für Ritchie Valens und den Big Bopper, die da hingeschieden sind beim Flugzeugabsturz am day the music died (und für alle, die ihnen dabei folgten), und dann darf man gleich wieder seine ungeteilte Aufmerksamkeit dem Bühnengeschehen schenken, beim Pfingstpopcamp im Magnet, bei dem der Indierock lebendig gehalten wird. Am heutigen Pfingstsamstag werfen sich dafür die Wiener Mods von The 05 in die Bresche, und aus München kommen Cosmic Casino, die solche Lieder aus ihren Gitarren schnitzen, die auch den Fans von Sportfreunde Stiller, Readymade oder den Strokes gefallen sollten. Am Pfingstsonntag wartet ein norwegisches Doppel, bei dem bei dem beliebten Namedroppingvergleichsspiel Lorraine Einflüsse von Placebo gegönnt werden, während Deleware keine Angst vor den Stadionrocknamen Travis oder Coldplay haben sollen. Für Rundum-DJ-Beschallung ist gesorgt. Der Geist wird ausgesandt. Nur glauben muss man immer noch selbst. TM
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